WTA-Turnier Kerber gibt auf - alle Deutschen in Stuttgart raus

Stuttgart (dpa) - Angelique Kerber winkte nach ihrer Aufgabe noch einmal ins Publikum und trottete dann vom Platz. Sichtlich angeschlagen blieb die zweimalige Grand-Slam-Siegerin in ihrem Achtelfinale des Stuttgarter Sandplatz-Tennisturniers gegen die ungesetzte Estin Anett Kontaveit ohne Chance.

WTA-Turnier: Kerber gibt auf - alle Deutschen in Stuttgart raus
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Mit Schmerzen am bandagierten rechten Oberschenkel beendete die ehemalige Weltranglisten-Erste am Donnerstag beim Stande von 0:6, 0:2 vorzeitig die Partie. Die Enttäuschungen nach dem Halbfinal-Aus im Fed Cup an gleicher Stelle gegen Tschechien setzte sich für die 30-jährige Kielerin mit der Blessur fort.

„Ich habe es schon beim Einspielen gemerkt. In den ersten zwei, drei Spielen wurde es immer schlimmer“, sagte Kerber nach ihrem Aus gegen die ungesetzte Estin. „Vielleicht war es nicht die beste Entscheidung zu spielen, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, in Stuttgart nicht zu spielen. Ich denke, bei jedem anderen Turnier wäre ich vielleicht gar nicht rausgegangen.“

Da auch Titelverteidigerin Laura Siegemund mit dem 4:6, 6:4, 3:6 gegen die amerikanische US-Open-Halbfinalistin Coco Vandeweghe in der Runde der besten 16 scheiterte, steht erstmals seit vier Jahren keine deutsche Teilnehmerin im Viertelfinale. Im vergangenen Jahr hatte Siegemund einen Endspiel-Coup in ihrer schwäbischen Heimat gefeiert, 2015 und 2016 hatte Kerber triumphiert.

Einen Tag nach ihrem souveränen 6:3, 6:2 in der ersten Runde gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova und der gelungenen Revanche für die Fed-Cup-Niederlage bewegte sich Kerber eingeschränkt. Beim Stande von 0:5 nahm die 30-Jährige eine Behandlungsauszeit und verließ den Platz. Als sie den ersten Satz ohne Spielgewinn verloren hatte, holte sie ihren Trainer Wim Fissette auf den Platz. „Ich habe echt Schmerzen“, antwortete Kerber dem Belgier, wie im Livestream des Internetanbieters DAZN zu hören war.

Nach 39 Minuten signalisierte sie dann, dass es nicht weitergeht. „Das Match werde ich so schnell wie möglich vergessen. Das hatte mit allem zu tun, aber nichts mit Tennis. Jetzt muss ich schauen, was es genau ist und wie es weitergeht.“ Ihr Ziel für die Sandplatz-Saison sind die French Open in Paris, die am 21. Mai beginnen.

Vorjahressiegerin Siegemund haderte zuvor mit ihrem Achtelfinal-Aus, nicht aber mit ihrem Auftreten. Erst Mitte März war sie ins Turniergeschehen zurückgekehrt und darf ihre Leistung in ihrer schwäbischen Heimat als Schritt nach vorne werten. „Im ersten Moment bin ich wahnsinnig enttäuscht. Aber wenn ich schaue, wo ich herkomme, muss ich wirklich bombig zufrieden sein“, sagte Siegemund.

In der Zweitrundenpartie machte die Metzingerin zu viele Fehler, um die favorisierte US-Amerikanerin bezwingen zu können. „Es hat so Spaß gemacht vor den Leuten zu spielen, ich hätte gern noch ein Match gespielt und noch eins“, sagte sie. Variantenreich störte sie zu Beginn den Rhythmus der Kontrahentin, und hatte einen Vorteil, sobald es zu längeren Ballwechseln kam. Im ersten Satz ließ Siegemund dann aber Chancen aus, im entscheidenden Durchgang erwies sich ein 0:3 als zu große Bürde. „Hinten raus bin ich immer besser geworden“, sagte die Wildcard-Inhaberin. „Ich denke, das Ausschlaggebende war, dass sie in wichtigen Momenten besser aufgeschlagen hat.“

Elf Monate nach dem Schock der schweren Knieverletzung in Nürnberg war die Überraschungsgewinnerin von 2017 ohne zu große Erwartungen bei ihrem Heim-Turnier angetreten. Sie könne nicht rausgehen und spielen, als wäre sie nie weggewesen, hatte sie schon vor dem Auftakt gesagt. Schon mit dem Sieg gegen die Weltranglisten-26. Barbora Strycova aus Tschechien hatte Siegemund beeindruckt.

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