Tennis/Australian Open: Tommy Haas - Zum Sieg geschimpft

Nach seinem Triumph über Nikolaj Dawydenko steht Tennisprofi Tommy Haas im Halbfinale.

Melbourne. Tommy Haas schwankte zwischen Genie und Wahnsinn - und zog dennoch zum dritten Mal in das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers ein. Beim 6:3, 2:6, 1:6, 6:1, 7:5 über den Russen Nikolaj Dawydenko wandelte der gebürtige Hamburger mehrfach am Abgrund, brachte sich zwischendurch mit einer Schimpftirade zurück ins Spiel und musste dennoch einen Matchball abwehren.

Nach insgesamt 3:19 Stunden konnte er einen der größten Erfolge seiner langen Karriere feiern. "Das war einer meiner größten Siege, ohne Zweifel, ein super, super Gefühl", sagte Haas. Bereits zweimal ist der 28-Jährige im Halbfinale der Australian Open gescheitert (1999, 2002). Nun hat er erneut die Chance, sich seinen Traum vom Grand-Slam-Finale zu erfüllen.

Dabei ist der Weltranglisten-Neunte Fernando Gonzalez (Chile) sein Gegner, der die Nr. 2, Rafael Nadal, 6:2, 6:4, 6:3 bezwang. "Fernando spielt großartig, er hat einen fiesen Aufschlag, bewegt sich gut und schlägt eine knallharte Vorhand", meint Haas: "Aber wenn ich abrufe, was ich kann, wird es für jeden Gegner schwer, mich zu schlagen."

So wie für Dawydenko im ersten Satz, als Haas voller Selbstvertrauen loslegte. Doch Dawydenko wurde sicherer, und Haas verlor den Faden. Im vierten Satz ließ er eine nie gehörte Selbstbeschimpfung los: "Ich kann es nicht, so kann ich nicht gewinnen, ich habe keinen Bock mehr, wofür mache ich das eigentlich, nur damit ich mich aufrege. Ich bezahle Leute für nichts." Dawydenko meinte nur: "Ich dachte, er ist verrückt geworden."

Das deutsche Tennis ist zu einer Ein-Mann-Show geworden. Lediglich Thomas Haas kann von sich behaupten, weltklasse zu sein. Sein Halbfinaleinzug bei den Australian Open ist zweifellos ein großartiger persönlicher Erfolg.

DTB-Kapitän Patrik Kühnen dürfte jedoch mit Blick auf die anstehende Daviscup-Erstrunden-Begegnung in Krefeld gegen die starken Kroaten eher Grund zur Sorge haben. Denn im Alleingang wird Haas diese Partie wohl nicht für Deutschland entscheiden können.

Da kann jetzt nur noch ein Becker helfen. Denn Benjamin Becker konnte in Melbourne trotz der Niederlage gegen Marat Safin überzeugen. Außerdem liebt der 25-Jährige wie Haas die Hartplätze - und so einer wird in Krefeld verlegt.

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