Sportstiftung NRW: Der nordrhein-westfälische Weg auf den Olymp

Ein einmaliges Projekt von Spitzensport, Wirtschaft und Wissenschaft.

Düsseldorf. Der Mann ist permanent unterwegs. Dabei ist er nicht mehr im Dienst. Manfred Speck diente den Bundesinnenministern Rudolf Seiters und Manfred Kanther von 1991 von 1998 als Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung für innenpolitische Grundsatzfragen. Jetzt ist der 62-Jährige Vorstandsvorsitzender der Sportstiftung NRW und sorgt sich um den Nachwuchs im Hochleistungssport. Und um die beruflichen Perspektiven junger Menschen, die zukünftigen Leistungseliten, die er als "das Gold der Gesellschaft" bezeichnet.

"Wir haben die Verpflichtung, den jungen Sportlerinnen und Sportlern nicht nur leistungssportliche sondern auch eine Lebensperspektiven zu bieten", sagt Speck. Die Zielvorstellung der Sportstiftung ist in Deutschland bislang einmalig. Heute kommt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zur Sitzung des Kuratoriums nach Düsseldorf ins Tischtennis-Zentrum.

Speck sucht Paten für die jungen Eliten. Vor allem in Wirtschaft und Industrie. Kein leichter Job in Zeiten der weltweiten Finanzkrise. Um rund jundert junge Athletinnen und Athleten in NRW kümmert sich die Stiftung. Drei Olympiastützpunkte, Bundesstützpunkte, sportbetonte Schulen, Sportinternate, das Forschungszentrum für Leistungssport der Deutschen Sporthochschule Köln und das Innenministerium des Landes NRW sind die Stützen. "Netzwerker" Speck ist immer auf der Suche nach neuen Geldern. Geschaffen hat er ein Verbundsystem, das bei Olympia 2010 in Vancouver und 2012 in London Früchte tragen soll.

Beispiele aus NRW gibt es viele: Die in Wuppertal geborenen Geschwister Carolina und Daniel Hermann träumen von den Winterspielen in Vancouver. Die Eistänzer besuchten ein "sportbetontes" Gymnasium, wechselten nach dem Abitur an den Eislauf-Olympiastützpunkt Dortmund und leben im Sportlerwohnheim an der Strobelallee. Carolina absolviert ein Psychologie-Studium an der Fernuniversität Hagen, Daniel studiert mit einem Stipendium Informationstechnologie. Julian Real aus Oberhausen ist Wasserballer beim ASC Duisburg und wird durch das Forschungszentrum in Köln betreut. "Zuerst brauchen wir das Vertrauen der Eltern", sagt Speck. "Wir können nicht den Olympiasieg garantieren, aber erstklassige Chance versprechen."

Als Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Speck den Vorstandsvorsitz der Stiftung antrug, zögerte er keine Sekunde. Seither fördert er die duale Karriere der Sportler: Erfolg im Sport und im Beruf. Das Land Nordrhein-Westfalen ist auf diesem Sektor Vorreiter in Deutschland.

Jeder Athlet wird nach den neuesten Forschungserkenntnissen sportwissenschaftlich betreut. Vier international renommierte Forschungsinstitute der Sporthochschule (Biomechanik, Biochemie, Sportmedizin und Trainingswissenschaft) bilden das Forschungszentrum, das bisher einmalige Projekt "momentum".

Aus den Erträgen des Stiftungskapitals in Höhe von 5,3 Millionen Euro ist das nicht zu finanzieren. Da die Erlöse aus den staatlichen Lotterien zurückgehen, braucht die Stiftung zusätzliche Mittel. Gelder der Landesregierung in Düsseldorf verhinderten den drohenden finanziellen Kollaps, jetzt sucht Speck weiter nach Festbeträgen.

"Meine Idealvorstellung ist, von jeder Eintrittskarte für Sportveranstaltungen in den olympischen Sportarten in unseren Land einen Betrag von 50 Cent für die Stiftung abzuzweigen." Die Gespräche sind schwierig, aber Speck ist es gewohnt, dicke Bretter zu bohren. Und er ist davon überzeugt: "Nur wer in die Nachwuchsförderung investiert, kann später auf junge Talente bauen. Aber das muss in den Verbandssatzungen verankert werden." Ohne die Fachverbände geht es nicht. Und nicht alle denken modern.

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