Sportfive siegt im Poker um Olympia

ARD und ZDF behalten ihre Chancen: „Vorstellungen aus der Fabelwelt.“

Lausanne. Im Poker um die Fernsehrechte für die Olympischen Spiele 2014 und 2016 hat die Sportrechte-Agentur Sportfive die Konkurrenz ausgestochen, die Europäische Rundfunk Union EBU und das Schweizer Unternehmen Infront sind aus dem Rennen, die Zäsur in der olympischen Fernsehgeschichte ist damit besiegelt.

Nach den Sommerspielen 2012 in London enden 56 Jahre Partnerschaft zwischen Internationalem Olympischen Komitee (IOC) und dem europäischen Senderverbund EBU. Das IOC vergab die Übertragungsrechte für die Winterspiele 2014 und die Sommerspiele 2016 für 40 europäische Länder an Sportfive.

Deutschland, wo ARD und ZDF theoretisch weiter zum Zug kommen könnten, gehört allerdings ebenso wie die weiteren Kernmärkte Frankreich, Großbritannien und Spanien nicht zu diesen 40 Ländern. Dort will das IOC direkt verhandeln.

"Selbstverständlich haben ARD und ZDF noch alle Möglichkeiten, den Zuschlag zu erhalten. Dass wir nicht mit der EBU abgeschlossen haben, heißt nicht, dass wir nicht mit den einzelnen Mitgliedern abschließen", sagte IOC-Vize Thomas Bach, der die Verhandlungen führt.

"Die finanziellen Vorstellungen des IOC gehören in die Fabelwelt. Ich denke, diese Blüten werden auf dem deutschen Markt einem abrupten Frost ausgesetzt", meinte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender.

Sportfive darf Olympia in Europa im Free-TV, Pay-TV, Internet und auf dem Handy vermarkten. Sportfive-Sprecherin Caroliene Goetz: "Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Unsere Vermarktung der Fußball-EM 2008 war mit ausschlaggebend. Wir haben Erfahrung und Strukturen, von denen wir profitieren."

Durch den Abschluss erzielt das IOC deutliche Mehreinnahmen gegenüber 2010/2012, als die European Broadcasting Union (EBU) 560 Millionen Euro zahlte. Bach sprach von einer "erheblichen Steigerungsrate". Schon das EBU-Angebot für 2014/2016 hatte bei über 600 Millionen Euro gelegen.

Präsident Jacques Rogge sagte: "Dieser Abschluss eröffnet eine aufregende Ära, was die Übertragung der Olympischen Spiele betrifft. ’ Der frühere WDR-Intendant und EBU-Präsident Fritz Pleitgen hatte jüngst in einem Interview kritisiert, das IOC "filetiere" Olympia.

"Gewinnmaximierung geht vor Programm", sagte Pleitgen. Sportfive muss nun 200 Übertragungsstunden der Sommerspiele und 100 Stunden der Winterspiele im Free-TV garantieren. Sonst dürfen keine Verträge abgeschlossen werden.

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