Sportpolitik Sport positioniert sich gegen AfD - „Klare Kante zeigen“

Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag fürchtet der deutsche Sport, zur Zielscheibe rechtspopulistischer Provokationen werden zu können.

Sportpolitik: Sport positioniert sich gegen AfD - „Klare Kante zeigen“
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„Sie werden ihre Bühnen suchen. Diese bietet der Sport in besonderem Maße“, sagte Dagmar Freitag, die Sportausschussvorsitzende des Bundestages. „Der Sport beweist im Breiten- wie im Spitzensport eine hohe integrative Wirkung. Wir sollten versuchen, diese integrative Kraft vor rassistischen Anwürfen zu schützen. Da hoffe ich auf eine parteiübergreifende Solidarität.“

Deshalb will die SPD-Politikerin die AfD hindern, eine führende Rolle im Sportausschuss übernehmen zu können. „Ich werde bei meiner Fraktion dafür werben, dass es eine vergleichbare Übereinkunft der demokratischen Parteien wie beim Ausschuss Kultur und Medien gibt und man der AfD auch im Sportausschuss auf keinem Fall den Vorsitz überlässt“, sagte Freitag. Es sei schließlich ein Vorsitz mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit. „Ich denke, dass man das unseren Nationalmannschaften, in denen Athleten mit unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Religionen aktiv sind, nicht zumuten kann“, sagte sie. „Rassisten können im Sport keine positive Rolle spielen.“

Vor gut einem Jahr hatte nicht nur der AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland mit seiner Äußerung zu Nationalspieler Jérôme Boateng („Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“) provoziert. Auch Parteikollegin Beatrice von Storch sorgte nach dem Aus des DFB-Teams bei der EM 2016 mit einem Tweet für Empörung. „Vielleicht sollte nächstes Mal dann wieder die deutsche NATIONALMANNSCHAFT spielen?“, twitterte sie in Anspielung auf Fußballer mit Migrationshintergrund.

„Die AfD hat länger das Sportthema ruhen lassen“, sagte Max Hartung, der Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Ihre Abgeordneten werden sich auch Gedanken über den Sport machen.
Es ist mit entsprechenden Äußerungen zu rechnen.“ Der Fechter will solche Angriffe aber parieren: „Ich werde da klare Kante zeigen.“ Der Sport sei ein Raum, der frei von Unterschieden in Religion, Kultur und Abstammung sei. „Ich möchte auch, dass das so bleibt und werde mich gegen jede Form der Diskriminierung und des Rassismus aussprechen“, meinte er. „Und sollte so etwas von der AfD kommen, bin ich als Aktivensprecher des DOSB bereit, dem entgegenzutreten.“

Zur Verteidigung der Ideale und der integrativen Kraft des organisierten Sports, der zahllosen Migranten und Flüchtlingen die ersten Schritte in die deutsche Gesellschaft erleichtert hat, ist auch der DOSB-Präsident bereit. „Für uns im Sport ist es nicht wichtig, woher jemand kommt, sondern wo er hin will und was er bereit ist, dafür zu geben“, erklärte Alfons Hörmann. Hautfarbe, Herkunft oder Religion seien nicht von entscheidender Bedeutung. „Dafür stehen und kämpfen wir, denn unter dem Dach von Sportdeutschland darf es keine nationalistischen Strömungen aus dem In- oder Ausland geben.“

Die Angriffe von US-Präsident Donald Trump („Hurensöhne“) gegen Spieler der National Football League, die beim Abspielen der Nationalhymne aus Protest gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit auf die Knie gehen, könnten laut Freitag für die AfD eine Vorlage sein, ebenso zu agieren. „Das ist nicht auszuschließen. Ich kann mir vorstellen, dass alles, was krawallig ist, als Blaupause dient“, sagte sie. „Falls Bundestagsabgeordnete zukünftig so ein Vorgehen kopieren wollen, müssen wir Sportler überlegen, wie wir damit umgehen.“

Empörend findet Hartung das Verhalten von Trump. „Ich hoffe, dass ihm das auf die Füße fällt“, meinte der Säbel-Europameister. Sportler müssten nicht parteipolitisch sein, aber es sei legitim, dass sich Sportler Gedanken machten, in welcher Gesellschaft sie leben wollen. „Wenn sie aber so respektlos von der eigentlich moralischen Instanz des Landes behandelt werden, ist das eine Frechheit“, sagte er.

In Deutschland hält er solche Protestaktionen nicht für nötig. „Das Nationalverständnis ist etwas anderes. Außerdem ist die AfD nicht in der Regierung und die Mehrheit der Deutschen sind Demokraten“, sagte Hartung. „Ich würde deshalb keinen Konflikt inszenieren wollen, um den Rechtsradikalen zusätzlich eine Bühne zu geben.“

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