Olympische Winterspiele Super Biathlon-Start: Gold für Dahlmeier, Bronze für Doll

Pyeongchang (dpa) - Mit dem besten deutschen Auftakt der Olympia-Geschichte haben die deutschen Biathleten bei den Winterspielen in Pyeongchang eine große Show abgeliefert.

Mit der deutschen Fahne in der Hand stürmte Superstar Laura Dahlmeier zu ihrer zweiten Goldmedaille, kurz darauf strahlte Benedikt Doll über Bronze. Dreimal Gold und einmal Bronze in den ersten vier Entscheidungen in Südkorea - besser geht es kaum.

Den Anfang machte in den Verfolgungsrennen am Montag wieder Deutschlands Vorzeige-Skijägerin Dahlmeier, die nach zehn Kilometern trotz eines Schießfehlers mit großem Vorsprung vor der zweimaligen Olympiasiegerin Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei und der Französin Anais Bescond gewann. Damit ist die 24-Jährige die erste Biathletin, der das Double aus Sprint und Verfolgung bei denselben Winterspielen gelang. Solch ein Kunststück hatte bislang nur Rekord-Olympiasieger Ole Einar Björndalen aus Norwegen geschafft.

Aber bei klirrenden minus zwölf Grad musste Dahlmeier für ihren zweiten Triumph richtig leiden. „Es war ein richtig, richtig hartes Rennen, unfassbar! Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, schlimmer als in jedem Rennen zuvor. Es war jetzt abartig“, sagte die Partenkirchnerin, die wenig später ihren geplanten Auftritt im ZDF-Studio absagte. „Sie ist einfach komplett hinüber. Sie hat das Feiern der zweiten Goldmedaille etwas reduziert“, erläuterte Stefan Schwarzbach, der Pressesprecher des Deutschen Skiverbandes, den Verzicht vor der Kamera.

Nachdem die 24-Jährige nach ihrem Verfolgungssieg den Medien-Marathon hinter sich gebracht, musste sie sich bei der Doping-Kontrolle erschöpft hinlegen. „Die Kälte zehrt einfach. Sie hatte wegen der Kälte wirklich starke Schmerzen“, sagte Schwarzbach der Deutschen Presse-Agentur. Der Verzicht auf den Fernsehauftritt sei eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Wir haben aus der Erfahrung von Hochfilzen gelernt“, sagte Schwarzbach. Bei der WM im vergangenen Februar in Tirol war Deutschlands Sportlerin des Jahres gleich zweimal nach einem Wettkampf zusammengebrochen - trotzdem gewann sie in jedem der sechs Rennen eine Medaille. Als Erste im Biathlon-Zirkus hatte Dahlmeier bei einer WM fünfmal Gold und einmal Silber geholt.

Auch Sprint-Weltmeister Doll litt. Er fürchtete nach dem Rennen im Eisschrank von Pyeongchang um seine Gesundheit, trotz Wärmepads in beiden Handschuhen fror ihm die linke Hand ein: „Ich hoffe, ich werde nicht krank. Mein Hals kratzt schon. Es ist hart für den Körper.“ Dennoch bejubelte er Bronze nach 12,5 Kilometern hinter dem überragenden Franzosen Martin Fourcade und dem Schweden Sebastian Samuelsson. Doll hatte nach dem vierten Schießen sogar noch auf Silberkurs gelegen, doch der Schwede kämpfte sich heran und zog vorbei.

„Mich ärgert es nicht, dass ich die Silbermedaille verloren habe. Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen“, sagte der Schwarzwälder nach seiner ersten olympischen Medaille. Simon Schempp, Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und Erik Lesser komplettierten auf den Plätzen fünf, acht und elf das hervorragende Mannschaftsergebnis. „Ich finde es super, dass es heute der Benni geschafft hat, die Medaille zu holen“, sagte Peiffer.

Hinter Dahlmeier war Ex-Langläuferin Denise Herrmann auf Rang sechs zweitbeste Deutsche. „Es ist unglaublich. Sie ist so gut drauf und hat mental so eine Stärke. Sie lässt der Konkurrenz keine Chance und steht verdient wieder ganz oben“, sagte Herrmann über Dahlmeier. Franziska Hildebrand wurde Zwölfte, Vanessa Hinz kam auf Rang 13.

Schon vor einem Jahr bei der WM in Hochfilzen hatte Dahlmeier mit 23 Jahren fast spielerisch Rekorde aufgestellt, die wohl sehr lange Bestand haben werden. Mit fünfmal Gold und einmal Silber holte sie bei der WM in Hochfilzen in allen sechs Rennen eine Medaille. Fünf WM-Titel bei einem Event oder elf WM-Medaillen in Serie gewann noch niemand im Biathlon-Zirkus. Bei Großereignissen schaffte sie in 13 Rennen am Stück eine Medaille. Auch das ist bislang unerreicht.

Dahlmeier ist nun auf dem besten Wege, auch zum großen Star von Pyeongchang zu werden - vier weitere Medaillenchancen warten noch auf sie. Bisher erfolgreichster deutscher Skijäger bei einem Olympia-Event ist Michael Greis, der bei den Winterspielen 2006 in Turin dreimal Gold holte - im Einzel, im Massenstart und mit der Staffel.

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