Olympia-Zeiten: Abendstund’ hat Gold im Mund

Wer Medaillen möchte, muss früh aufstehen — und durchhalten.

London. Wenn die deutschen Volleyballer auf ihrer täglichen Bustour durch London sind, wird gerne gespielt. Das Brettspiel Scotland Yard, eine Jagd durch London, wie Mentalcoach Wolfgang Klöckner sagt. Eine Partie dauert etwa 45 Minuten. Das passt. 50 Minuten brauchen Georg Grozer & Co. in die Trainingshallen, zur Spielstätte Earls Court sogar 60 bis 90 Minuten. Da heißt es früh aufstehen, wenn man schon um 9.30 Uhr Ortszeit etwa gegen Serbien spielt. „Wir haben uns um 6.15 Uhr zum Frühstück getroffen“, sagt Jochen Schöps nach dem 3:2-Sieg, der den Viertelfinal-Einzug mit einem weiteren Erfolg gegen Tunesien einleitete.

Interessant: Der Spielplan will, dass die Volleyballer einerseits sehr früh — wie gegen Tunesien (9.30 Uhr Ortszeit) — spielen, andererseits sehr spät, wie Montag Abend gegen den Weltranglistenersten Brasilien. Aber den beiden deutschen Hockey-Teams geht es ähnlich. Wer in London eine Medaille möchte, muss früh fit sein — und lange durchhalten. Es geht um Interessen der Gastgeber (volle Stadien) und es geht um Interessen des Fernsehens (tolle Quoten). Die Athleten müssen es nehmen, wie es ist. Sie machen das Beste daraus — und haben Spaß dabei.

So lud der Mannschaftsarzt der Hockey-Frauen, Safi Khalil, beispielsweise vor dem Auftaktspiel, das um 21.15 Uhr Ortszeit angepfiffen wurde, mittags zum Kindergeburtstag. „Um uns wach zu halten“, wie Natascha Keller nach dem 2:1-Sieg gegen die USA erzählte: Mit Luftballons und Hockeyschlägern sei es durch die Gänge der Gebäude im Olympischen Dorf gegangen.

Das ist so gewollt, wie Bundestrainer Michael Behrmann betont: „Der Tag ist lang, und man muss ja irgendwie nach der Mittagspause langsam wieder auf Touren kommen. Da machen wir immer was, das auch ein bisschen lustig ist.“ Genutzt hat es freilich nichts: Die Hockey-Damen sind nach dem 0:0 gegen Neuseeland aus dem Medaillenrennen.

Die Männer gehen mit mehr Ernst an die Sache. Kapitän Max Müller sagt: „45 Minuten bevor wir mit dem Bus zum Stadion fahren, bringen wir kurz unseren Kreislauf in Schwung. Das ist wichtig, wenn man den ganzen Tag rumgesessen hat.“ Hier sorgt der Physiotherapeut mittels eines Lauf-Abc für Schwung. Immerhin: Die Hockeyspieler sitzen im Gegensatz zu den Volleyballern nicht stundenlang im Bus.

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