Empörung in Moskau Ohne Fahne und Hymne? - Russland erwägt Olympia-Boykott

Moskau (dpa) - Im Streit um mögliche Einschränkungen für russische Sportler bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea haben Moskauer Sportfunktionäre einen Boykott gefordert.

Sie reagierten empört auf angebliche Überlegungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), dem russischen Team als Strafe für Dopingfälle in Sotschi 2014 die Teilnahme an der Eröffnungsfeier in Pyeongchang zu untersagen. Eine andere Variante sei, bei Siegen nicht die russische Nationalhymne zu spielen, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf IOC-Quellen.

„Das ist unannehmbar“, sagte die Abgeordnete und Sportpolitikerin Swetlana Schurowa der Agentur Interfax zufolge. „Dann fährt unser Land eben nicht zu Olympia.“ Ihr Kollege Michail Degtarjow nannte den Zeitungsbericht einen Versuch, das russische Team zu demoralisieren.

Der Kreml teilte mit, Russland stehe in intensivem Kontakt mit dem IOC. „Wir hoffen, dass alle Fragen geklärt werden“, sagte Sprecher Dmitri Peskow. Er nannte nicht direkt einen Boykott der Spiele. Doch eine „Nichtteilnahme“ der russischen Mannschaft könnte der Olympischen Bewegung schweren Schaden zufügen, sagte Peskow. Er betonte erneut, dass es kein staatlich unterstütztes Dopingprogramm in Russland gebe. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wirft Russland systematisches Doping vor.

Das Außenministerium wertete den Zeitungsbericht als Teil einer politischen Kampagne, um Druck auf Russland auszuüben. Solche Strafen machten einen Boykott unausweichlich, schrieb am Montag die Zeitung „Sport-Express“: „Russland wird nicht die weiße Flagge hissen.“

Sportminister Pawel Kolobkow zog den Bericht der „New York Times“ in Zweifel. Die russische Mannschaft sei zu den Spielen nach Südkorea vom 9. bis 25. Februar eingeladen und bereite sich darauf vor, sagte er. Das IOC will bis zum 5. Dezember entscheiden, welche Konsequenzen es aus den zahlreichen russischen Dopingfällen in Sotschi zieht. Im Raum steht auch eine hohe Geldstrafe.

Das IOC hatte am vergangenen Mittwoch Skilanglauf-Olympiasieger Alexander Legkow und seinen Teamkollegen Jewgeni Below lebenslang für IOC-Wettbewerbe gesperrt. Ihnen wird Doping bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorgeworfen.

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