WADA Niggli: Situation wie in Russland nicht mehr zulassen

Pyeongchang (dpa) - Die Welt-Anti-Doping-Agentur wird zukünftig allein darüber wachen, ob in Ländern die Regeln der Doping-Bekämpfung eingehalten werden.

WADA: Niggli: Situation wie in Russland nicht mehr zulassen
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„Eine Situation wie in Russland wird nicht mehr vorkommen“, erklärte WADA-Generaldirektor Olivier Niggli im Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. „Dort entschieden die Sportorganisationen, was zu tun war. Jetzt entscheidet ein unabhängiger Körper.“

Möglich macht das ein neues Compliance-Programm, auf das sich Weltverbände und das Internationale Olympische Komitee im November 2017 geeinigt haben. Auf dieser Grundlage kann die WADA gegen Organisationen ermitteln, die die Regeln verletzen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS entscheidet über Sanktionen.

Möglich wäre durch das Compliance-System, ganze Sportverbände zu sperren und Sportarten von Olympischen Spielen auszuschließen. „Potenziell ja, wenn es um Probleme mit dem sportlichen Wettbewerb geht“, sagte Niggli. „Normalerweise müsste die non-compliance (Nicht-Regelkonformität) gemäß der Olympischen Charta heute schon Konsequenzen haben“, sagte Niggli.

Der Spitzenfunktionär wehrte sich zudem gegen die Kritik des IOC, nach Enthüllung des Doping-Skandals durch den WADA-Sonderermittler Richard McLaren den Fall vor den Sommerspielen in Rio zu zögerlich und langsam behandelt zu haben. „Ich denke nicht, dass wir die Dinge verschleppt haben“, sagte Niggli. McLaren habe binnen 40 Tagen seinen Bericht fertiggestellt. „Das zeigt doch, wie effizient wir waren, betonte er. Es sei vom IOC „unfair“ gewesen, „die Institution und das System für eine schlechte Nachricht zu kritisieren“.

Zur Aussage des russischen Whistleblowers Grigori Rodschenkow im amerikanischen Fernsehsender CBS, er schätze, dass es in etwa 20 anderen Ländern ähnliche Doping-Systeme wie in Russland gebe, meinte Niggli: „Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber die WADA-Ermittler suchen nach Beweisen.“ Sie würden nicht darauf warten, dass ihnen etwas zufalle. „Sie suchen. Ich weiß nicht, ob es zwanzig Länder sind oder fünf“, sagte Niggli.

Er kündigte zudem an, die Investigativabteilung der WADA zu vergrößern, um effektiver mit Whistleblowern zusammenarbeiten zu können. „Ehrlich gesagt, kriegen wir sogar zu viele Informationen. Wir können gar nicht mit jeder einzelnen umgehen, wir müssen die Abteilung ausbauen“, erklärte er. Bislang hätten die aktuell sechs Mitarbeiter des Teams „viele wertvolle Informationen erhalten“, berichtete er und kündigte an, dass es zügig zehn bis zwölf Mitarbeiter geben solle.

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