Nach Rückzug von Budapest Debatte über Änderungen bei Olympia-Vergabe nimmt Fahrt auf

Lausanne (dpa) - Zwei auf einen Streich? Die Idee, Olympische Spiele für 2024 und 2028 und damit erstmals doppelt zu vergeben, stößt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auf Widerstand. Das berichtet der Branchendienst „insidethegames“ auf seiner Webseite.

Nach Rückzug von Budapest: Debatte über Änderungen bei Olympia-Vergabe nimmt Fahrt auf
Foto: dpa

IOC-Präsident Thomas Bach hatte im vergangenen Dezember die Debatte angestoßen. Angesichts des anstehenden Rückzugs Budapests von den Sommerspielen 2024 zitierte „insidethegames“ nun aus einem Brief von IOC-Sprecher Mark Adams, der noch einmal Korrekturen der Vergabepraxis fordert.

„Die politische Lage in unserer zerbrechlichen Welt macht es nötig, das Kandidatenverfahren weiter anzupassen“, heißt es in Adams Schreiben an die IOC-Mitglieder, dessen Existenz das IOC in Lausanne bestätigte. Er wiederholte die Worte Bachs, dass das derzeitige Verfahren „zu viele Verlierer hervorbringt“.

Nach Informationen von „insidethegames“ sind drei der vier Stellvertreter Bachs gegen die politisch und wirtschaftlich riskante Idee, auf Sicht von elf Jahren Olympische Spiele an eine Stadt zu vergeben und weitere mögliche Bewerber von vornherein auszuschließen.

Das australische Vizepräsident John Coates sagte „insidethegames“, es sei nicht geklärt, „wie das gemacht werden würde“. Den türkischen Vize-Präsident Uğur Erdener zitierte der Dienst mit den Worten: „Das ist derzeit nicht machbar.“ Und Bachs chinesischer Stellvertreter Yu Zaiqing forderte, die Versammlung aller IOC-Mitglieder müsse darüber beraten, da dafür eine Änderung der Olympischen Charta nötig sei.

Australien und der Türkei werden Ambitionen nachgesagt, Olympische Spiele auszurichten. Istanbul hatte beim Wettbewerb um die Spiele 2020 - wie auch Madrid - den kürzeren gegen Tokio gezogen.

In Budapest hatte eine Bürgerbewegung ausreichend Unterschriften gesammelt, um eine Volksabstimmung über die Ausrichtung 2024 zu erzwingen. Angesichts des drohenden politischen Schadens für die rechtskonservative Regierung von Premier Viktor Orban durch das Referendum wuchs der politische Druck auf die Stadt und das Nationale Olympische Komitee Ungarns, sich von der Kandidatur zurückzuziehen.

Orban bedauerte den Rückzug. „Es blutet einem das Herz, denn für viele Ungarn war Olympia ein alter Traum“, sagte der rechts-konservative Politiker am Freitag im staatlichen Rundfunk.

Scharf kritisierte er die Bürgerbewegung Momentum, die sich als politische Kraft gegen Orban in Stellung bringt. „Es gibt eine Organisation, die (...) sich nicht für Olympia interessiert, sondern zu einer politischen Partei werden will (...), und der nicht einmal der Mord an einem Traum zu teuer war“, sagte er weiter, ohne Momentum beim Namen zu nennen.

Die Regierung hatte die Stadt und das NOK am Mittwoch aufgefordert, die Bewerbung zurückzuziehen. Der offizielle Schritt beim IOC könnte in der kommenden Woche geschehen.

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