Athleten wettern gegen Verband

Bahnradfahrer und Turner prangern Missstände in den nationalen Verbänden an.

London. Die deutschen Bahnradfahrer zählen zu den erfolgreichsten Sportlern der Welt. Aber noch nicht einmal im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) interessiert sich einer für sie. „Der Präsident dieses Verbandes hat noch nicht einmal gratuliert, aber das ist nichts Neues“, sagt Maximilian Levy resigniert.

„Wir machen unseren Sport, den Verband interessiert das nicht. Aber uns interessiert auch dieser Verband nicht mehr“, sagt Levy, der im Teamsprint Bronze und im Keirin Silber gewann. BDR-Präsident Rudolf Scharping ist für diese Athleten ein rotes Tuch.

Nicht nur für die Athleten. Bundestrainer Detlef Uibel: „Unsere Konzepte verschwinden regelmäßig in den Schubladen der Verbandszentrale. Dabei müssen wir dringend etwas tun. Die Klein-staaterei muss endlich ein Ende haben.“ Maximilian Levy ergänzt: „Wir sind ja nur ein paar kleine Bahnradfahrer, die keinen interessieren. Das werden wir auch kaum ändern. Deutschland interessiert sich für Fußball.“

Aber die Athleten nutzen die olympische Bühne, in London formiert sich die Kritik an den Funktionären. Lilli Schwarzkopf, die im Siebenkampf Silber gewann, nahm ihrem Verband übel, dass ihr Trainer und Vater Reinhold nicht mit nach London fahren durfte. Fabian Hambüchen, der Silber am Reck gewann: „Ich weiß, dass ich es nicht ändern werde, aber mein Vater kennt mich am besten, er betreut mich, er weiß genau, was zu tun ist, aber in der Halle ist er nicht an meiner Seite.“

Christian Klaue, Pressesprecher der deutschen Olympiamannschaft in London: „Die Zahl der Akkreditierungen ist vom Internationalen Olympischen Komitee vorgeschrieben, daran können wir wenig ändern.“

„Man muss trotz widriger Umstände seine Leistung bringen“, sagt Hambüchen. „ich suche auch keine Entschuldigungen in der unzureichenden Betreuungssituation, letztlich bin ich es, der turnen muss.“ Levy sagt: „Ich bin meinen Weg gegangen, dass die Funktionäre das nicht interessiert, macht mir nichts aus.“

Dass die Situation in ihren Sportarten mittel- und langfristig problematisch wird, ist ihnen klar. „Die Jahrgänge mit Marcel Nguyen, der in London sein großes Olympia erlebt, und mir, wir werden 2014 in Rio noch dabei sein, wenn der Körper mitmacht, danach wird die Lage schwieriger, weil uns der Nachwuchs fehlt“, so Hambüchen.

Trainingsintensive Sportarten wie Radfahren, Turnen und Schwimmen haben es schwer, junge Leute für ihren Sport zu begeistern. Levy: „Da muss man sich etwas einfallen lassen. Da braucht man Konzepte, die unser Verband nicht hat.“

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