Ariane Friedrich träumt von ihrem Comeback

Die 28-Jährige wurde durch Verletzungen zurückgeworfen. Sie rückte erst durch eine Ausnahmeregelung ins Team.

London. Sie hat eigentlich keine Chance, aber genau deshalb will sie diese am Donnerstag in der Hochsprung-Qualifikation nutzen. Ariane Friedrich liebt das Scheinwerferlicht, aber vor den Olympischen Spielen in London hat sie sich öffentlich kaum gezeigt. Jeder andere hätte nach dem enttäuschenden und demotivierenden Saisonverlauf ohnehin längst resigniert, aber die 28-Jährige glaubt weiter an sich. Intensiver als jemals zuvor.

„Es war niemals ein Thema für mich, nicht zu den Olympischen Spielen zu fahren. Wenn ich total unter Druck stehe, kann ich am besten springen“, sagt die 28 Jahre alte Polizeikommissarin. Am Donnerstag entscheidet es sich, ob sie das Finale im Olympiastadion in London erreicht. Sie hat nur die B-Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erfüllt. Die geforderten 1,95 Meter schaffte sie nie.

Sie gelangte per Ausnahmeregelung in die deutsche Olympiamannschaft. Es gab viel Kritik. Athleten, die zu Hause bleiben mussten, zeigten kein Verständnis für die Nominierung von Ariane Friedrich. Aber sie will es ihren Kritikern beweisen. „Ich will zeigen, dass ich es drauf habe. Ich bin keine, die aufgibt.“

Der Achillessehnenriss im Dezember 2010 hat die Hallen-Europameisterin und Weltmeisterschaftsdritte von Berlin zurückgeworfen. In ihrem ersten Sportlerleben ist sie 2,06 Meter gesprungen. Davon ist sie weit entfernt. Zu allem Unglück kam auch noch die Facebook-Affäre dazwischen. Ariane Friedrich stellte einen Mann, der sie per Mail sexuell belästigt hatte, namentlich und mit Adresse ins Netz, bevor der Fall polizeilich geklärt war. Ihr Trainer und Manager Günter Eisinger fordert: „Sie muss das Gefühl entwickeln, es allen zeigen zu wollen.“

Heike Henkel, Hochsprung-Olympiasiegerin 1992 in Barcelona, sieht die Situation von Ariane Friedrich nicht aussichtslos: „Sie muss einfach springen. Zu verlieren hat sie doch in London gar nichts, kein einziger erwartet von Ariane, dass sie ins Finale kommt, keiner erwartet eine Medaille. Das kann nur ein Vorteil sein.“

Bei der EM in Helsinki musste sie wegen eines Magen-Darm-Virus’ passen. Zuletzt sprang sie indiskutable 1,84 Meter. Das wollte Eisinger nicht überbewerten. Die olympische Eröffnungsfeier hatte sie sich im Trainingslager in Kienbaum am Fernseher angeschaut. Das hat sie nochmals motiviert. Sie träumt von ihrem Comeback. „Jeder erwartet, dass ich nicht ins Finale komme, genau das ist die Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen.“

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