Shorttrack-Skandal: Cho gibt Sabotageakt zu

Salt Lake City (dpa) - Die amerikanische Shorttrack-Szene wird von einem Skandal erschüttert. Zwei Wochen vor Beginn der Weltcup-Saison hat nach Informationen des US-Radiosenders NPR 500-Meter-Ex-Weltmeister Simon Cho einen Sabotageakt gegen den kanadischen Weltmeister Olivier Jean gestanden.

Cho gab zu, auf Anordnung von Auswahl-Trainer Jae Su Chun bei der Team-Weltmeisterschaft 2011 in Warschau die Schlittschuhkufe des Konkurrenten Jean mit einem Kufenbiege-Apparat unbrauchbar gemacht zu haben. Chun habe ihn zweimal in Englisch aufgefordert, Schlittschuhe von Kanadiern zu sabotieren, zweimal habe er Nein gesagt. Beim dritten Mal habe ihn Chun in Koreanisch zur Sabotage aufgefordert. „Ich war eingeschüchtert“, gestand der Sohn südkoreanischer Einwanderer. „Schlittschuhe eines anderen zu sabotieren, ist nicht zu entschuldigen“, räumte Cho ein.

Wie der Ex-Weltmeister entschuldigte sich auch der amerikanische Verband US-Speedskating bei Olivier Jean und den anderen betroffenen Shorttrackern. Durch Jeans plötzlichen Ausfall war die kanadische Staffel im WM-Finale nur mit drei und nicht vier Athleten angetreten. In der Gesamtwertung wurde Kanada Dritter hinter Südkorea und China. Ohne die Sabotage wäre ein besserer Rang wahrscheinlich gewesen.

Mit den Anschuldigungen von Cho erhöht sich massiv der Druck auf den südkoreanischen Cheftrainer Chun. Im September hatten 19 aktive und ehemalige US-Shorttracker Chun und seinem Assistenten Jun Hyong Yeo den Missbrauch von Athleten vorgeworden. Daraufhin war Chun vom US-Verband bis zur Klärung der Vorfälle beurlaubt worden. Nach dem Bekanntwerden des jüngsten Falles beurlaubte der Verband auch Assistenztrainer Jun. Damit gibt es in den USA derzeit keinen Nationaltrainer mehr. Ein Großteil der Auswahl hatte sich geweigert, von den Südkoreanern betreut zu werden und gedroht, internationale Starts zu boykottieren.

Kurz vor dem Sabotageakt hatte Cho unter Chuns Leitung bei der Einzel-Weltmeisterschaft 2011 in Sheffield noch Gold über 500 Meter geholt. „Derjenige, der mir geholfen hatte, den Titel zu gewinnen, verlangte nun so etwas Lächerliches“, sagte Cho. Tamara Castellano, die Marketing-Direktorin im US-Verband kündigte an, dass der Verband alle Sanktionsmöglichkeiten prüfe. Der Welt-Eislaufverband ISU gab bekannt, den Fall zu verfolgen, wollte ihn aber nicht kommentieren. Sollte Chos Fehlverhalten bewiesen werden, muss der Läufer nach den ISU-Regeln mit einer Buße oder sogar einer Sperre rechnen.

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