Serbien steht unter Zugzwang

Johannesburg. Sunnyside Park heißt das Quartier der Serben, aber so richtig hat die Sonne für sie noch nicht geschienen. Zum Auftakt gab es eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen Ghana, damit steht das Team von Radomir Antic unter Zugzwang.

Ab sofort muss alles gelingen, sonst war es das mit den Titelkämpfen in Südafrika.

Miljan Jovanovic gilt im Mittelfeld als feste Größe und macht sich zum Sprecher des Teams. "Wir möchten die WM nicht schon nach zwei Spielen abhaken. Daher werden wir am Freitag gewinnen." Der Mann von Standard Lüttich muss diesen Zweckoptimismus auf der Pressekonferenz ausstrahlen, weil alles andere nichts nützt. Aber er weiß ganz genau, dass es schwer wird. "Die Deutschen haben bislang den besten Eindruck aller Mannschaften hinterlassen. Sie waren wirklich beeindruckend, wie eine Maschine."

Sein Kollege Nenad Milijas (Wolverhampton Wanderers) sieht die Favoritenrolle bei 60:40 für die Deutschen, glaubt aber an den eigenen Sieg. "Wir müssen das Ghana-Spiel vergessen und am Freitag etwas zeigen, was man von uns gar nicht erwartet."Ans Limit und darüber hinaus wollen sie gehen, das versprechen sie. Ganz in Rot übrigens, zum ersten Mal überhaupt. Sie möchten mutiger sein als zuletzt und es nicht dabei belassen, nur Torchancen zu kreieren. Milijas: "Wir bekommen gegen die Deutschen vielleicht nur ein, zwei Möglichkeiten, daher müssen wir jede nutzen."

Die Vorbereitung auf Freitag läuft natürlich auf Hochtouren, taktisch und psychologisch wird gearbeitet. Zuspruch bedarf vor allem Zdravko Kuzmanovic. Der Stuttgarter war nun mal der Unglücksrabe, dem das überflüssige Handspiel gegen Ghana unterlief. Der fällige Handelfmeter brachte bekanntlich die Entscheidung. Der Aussetzer macht dem 22-Jährigen schwer zu schaffen. Er sieht sich nun mal als Sündenbock, ist kreuz-unglücklich und kann seitdem schlecht schlafen. Direkt nach dem Spiel hat er sich bereits bei seinen Kameraden für seinen Fehler entschuldigt. Trost hat er von allen erfahren. Stürmer Marko Pantelic sagte direkt nach dem Spiel: "Wir gewinnen und verlieren zusammen." Eine Schuldzuweisung verbiete sich.

Gegen Deutschland wird der Dortmunder Abwehrspieler Neven Subotic für den gesperrten Aleksandar Lukovic in der ersten Elf stehen. Das ist sicher. Mehr personelle Veränderungen erwartet Jovanovic nicht. Schließlich müsse nicht nur der missglückte Auftritt gegen Ghana als Maßstab herhalten. In dieser Besetzung habe man auch schon eine Reihe guter Spiele mit überzeugenden Leistungen absolviert. Nicht umsonst war in der WM-Qualifikation der Gruppensieg (vor Frankreich) gelungen.Und dann fällt ihm doch noch ein, warum Serbien am Freitag gewinnen wird. Dabei hilft ihm die Statistik. Deutschland und Serbien (bzw. früher Jugoslawien) haben sich sechs Mal bei Weltmeisterschaften gemessen: Vier Siege für Deutschland, ein Unentschieden, eine Niederlage. "Und die war 1962 in Chile, also nicht in Europa. Jetzt spielen wir in Südafrika. Also spricht am Freitag alles für uns", hat Jovanovic seine eigene Interpretation und hofft auf drei Punkte und Sonnenschein.

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