Schwimmer hoffen bei EM auf Medaillenflut

Eindhoven (dpa) - Deutschland gegen Niederlande - dieses ewig reizvolle Sportduell soll auch bei der Kurzbahn-EM Wellen schlagen. Weltrekordler Paul Biedermann will in Eindhoven seine beiden Titel verteidigen, Freundin Britta Steffen liebäugelt auf dem Weg zurück zu alter Stärke mit einer Medaille.

Die Schwimm-Brüder Steffen und Markus Deibler hoffen ebenso auf den internationalen Durchbruch wie die 16-jährige Silke Lippok. Auch wenn andere Nationen wie Großbritannien oder Frankreich ihre Stars für die WM Mitte Dezember in Dubai schonen, hat die EM für den Deutschen Schwimmverband (DSV) eine hohen Stellenwert.

„Wir wollen unser EM-Ergebnis aus dem Vorjahr von zwölf Medaillen als Maßstab nehmen und uns verbessern“, sagt der Direktor Leistungssport, Lutz Buschkow - und will die EM nicht als einen Zwei- Länderkampf sehen. Im 20-köpfigen Kader ist Weltrekordler Biedermann gleich zum Auftakt über 400 Meter Freistil der Topfavorit. 15 Platzierungen unter den besten drei der europäischen Jahresbestenliste haben die deutschen Schwimmer vorzuweisen. Neben Biedermann sind auch Caroline Ruhnau (Essen/100 Meter Brust) und Jan Wolfgarten (Würzburg/1500 Meter Freistil) Titelverteidiger.

Vor einem Jahr in Istanbul reichte es für den DSV (5/3/4) hinter den dominierenden Niederlanden (10/3/1), Russland (8/5/8) und Frankreich (6/2/3) zu Platz vier im Medaillenspiegel. Zuletzt waren Deutschlands Schwimmer 2007 in Debrecen/Ungarn erfolgreichste europäische Nation.

Damals bestritt Britta Steffen ihre bislang letzte Kurzbahn-EM. Seit ihrem Doppel-Gold bei der Langbahn-WM vor knapp 16 Monaten hat die 27-Jährige keine internationale Meisterschaften bestritten. Nun kämpft sich die Olympiasiegerin nach Verletzungen und Krankheiten wieder heran.

„Ich fühle mich gut und würde sehr gern im Finale über eine Medaille mitkämpfen. Das wäre das Höchste der Gefühle, Gold wäre vermessen“, sagt Steffen nach gerade einmal acht Wochen intensivierten Trainings, das gegen die dominierenden Niederländerinnen wie Femke Heemskerk oder Marleen Veldhuis nicht ausreichen dürfte. Ihr derzeitiges Leistungsvermögen beziffert die Berlinerin auf „85 Prozent“.

Gute Erinnerungen an Eindhoven hat Biedermann. Im nach dem Olympiasieger Pieter van den Hoogenband benannten Bad gewann er 2008 sein erstes EM-Gold. Der Franzose Yannick Agnel, der Biedermann bei der Langbahn-EM im August über 400 Meter Freistil überraschend geschlagen hatte, konzentriert sich wie andere Top-Schwimmer auf die Kurzbahn-WM.

„Ich würde diese EM in Anführungszeichen setzen“, erklärt Biedermann, der weiß, dass er als Topfavorit viel zu verlieren hat. „Glanzloser Sieg“ oder „totaler Versager“ - mit diesem Schlagzeilen rechnet Biedermann und geißelt damit erneut, dass in der öffentlichen Wahrnehmung nur schwarz und weiß zählt.

Markus Deibler hatte Biedermann bei den deutschen Meisterschaften vor knapp zwei Wochen über dessen Spezialstrecke 200 Meter Freistil eine überraschende Schlappe hinzugefügt. Wie sein Bruder Steffen hofft Markus Deibler auf seinen ersten internationalen Titel. Dafür lassen beide einige Freistil-Wettbewerbe aus, um sich auf ihre Spezialstrecken zu konzentrieren. Der 20-jährige Markus ist Weltjahresbester über 100 Meter Lagen. Die im Vergleich zu den Vorjahren schlechtere Besetzung wertet die EM für Bundestrainer Dirk Lange nicht ab: „Wir stellen uns wie ein Boxer den Anforderungen, über Gegner können wir nicht entscheiden.“

Im Doping-Fall Sonja Schöber verhängte der Internationale Sportgerichtshof CAS eine Zweijahressperre. Das teilte die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) mit. Schöber, die bei Kontrollen im August und Oktober 2009 jeweils positiv auf Testosteron getestet worden war, war vom unabhängigen DSV-Schiedsgericht zuvor für nur ein Jahr gesperrt worden. Diese Entscheidung hob der CAS jetzt auf.

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