Schwimmen: Thomas Rupprath - „Nach 2008 sehe ich schwarz“

Thomas Rupprath bangt nach Peking um die Perspektive des Schwimmens: „Das wird eine Randsportart.“

Düsseldorf. Es sollen seine dritten Olympischen Spiele werden. Thomas Rupprath, Deutschlands schönster Schwimmer, ein "Gentleman der Sportszene", will 2008 nach Peking. Aber es wird in seiner letzten Saison schwerer als jemals zuvor. In Sydney 2000 gewann der 30-Jährige mit der Lagenstaffel Bronze, in Athen 2004 in Europarekordzeit Silber. Nach Olympia 2008 wird er seine olympische Karriere beenden. Und nicht nur er. "Nach Peking wird Schwimmen zur Randsportart", ist Ruppraths bittere Prognose am Rande der deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Essen.

Boris Becker ist 40 geworden, das ist überall ein großes Thema. Als Franziska van Almsick noch aktiv war, waren es auch die Schwimmer.

ThomasRupprath: Die Zeiten von Michael Groß und Franziska van Almsick sind lange vorbei. Wegen Antje Buschschulte und Thomas Rupprath steht in Deutschland doch keiner auf.

Sie sind Weltrekordler, haben 67deutsche Meisterschaften gewonnen, sind Welt- und Europameister.

Rupprath. Na und? Antje Buschschulte ist eine Medaillengarantin, es gibt in Deutschland keine konstantere Schwimmerin. Und ich habe auch schon das eine oder andere gewonnen. Um mich kümmern sich auch noch Sponsoren, ich habe Verträge mit Erdinger, Speedo und Mercedes. Aber ich bin eine Ausnahme.

Was passiert nach den Olympischen Spielen?

Rupprath: Das wird ein dramatischer Schnitt, auf den der Deutsche Schwimm-Verband überhaupt nicht vorbereitet ist. Britta Steffen, Antje Buschschulte, Anne Poleska, Thomas Rupprath, alle Etablierten werden ihre Laufbahn weitgehend beenden. Der Cheftrainer hört auf, der langjährige Bundestrainer. Das wird dramatisch. Schon jetzt interessieren sich nur noch wenige für den Schwimmsport. Nach Olympia in Peking wird Schwimmen endgültig zur Randsportart.

Neben der Leichtathletik ist Schwimmen aber eine olympische Königsdisziplin.

Rupprath: Die Leichtathleten haben doch auch Probleme. In Umfragen über die wichtigsten Sportarten in Deutschland kommt Schwimmen schon heute nicht mehr vor. Es gibt keine Idole mehr, keine Reize, für die der Nachwuchs das harte Schwimmtraining auf sich nehmen würde. Und der Verband ist darauf gar nicht vorbereitet, er hat keine Antworten auf die Fragen, die sich stellen. Ich sehe schwarz für den Schwimmsport nach Olympia in Peking.

Was ist das größte Problem?

Rupprath: Wir brauchen einen Oliver Bierhoff für den Schwimmsport. Einen, der aus der Sportart kommt, der sich auskennt und der über nationale und internationale Kontakte verfügt. Der sich um die Schwimmer kümmern kann und der von den Schwimmern ernst genommen wird. Der Sportler muss sich ganz auf den Sport konzentrieren können, und nicht bei Weltmeisterschaften selbst für Ersatz sorgen müssen, wenn der Schwimmanzug reißt.

Gibt es denn einen, der das für die Schwimmer sein könnte?

Rupprath: Mir fällt nur Christian Keller ein, der das perfekt machen könnte. Aber der wird schwerlich auf seinen Bankdirektor-Job verzichten, um sich in Zukunft nur noch um den Schwimmsport zu kümmern. Aber er hat nationale und internationale Kontakte, er ist kommunikativ. Ich würde so etwas nach Ende meiner Karriere auch machen.

Was erwarten Sie von der olympischen Saison, die wahrscheinlich die letzte Saison Ihrer großen Karriere ist?

Rupprath: Danke für die Blumen. Peking wären meine dritten Olympischen Spiele. Natürlich will ich dahin, aber das wird schwer. Ich kann mich über 100Meter Schmetterling und 100Meter Rücken qualifizieren. Aber auch die 100 und 200 Meter Freistil sind eine Option. Ich trainiere hart, zwei Einheiten pro Tag. Aber ich habe mit meiner Frau in Rostock ein Gesundheitsstudio aufgemacht, ich werde im März Vater, ich bin älter geworden und meine Lebensverhältnisse haben sich geändert. Wenn es mit Peking nicht klappt, wird für mich keine Welt zusammenbrechen.

Ist die Lockerheit ein Nachteil?

Rupprath: Keineswegs. ich bin lockerer geworden, weil es für mich auch neben dem Spitzensport noch ein anderes Leben gibt.

Soll 2008 nach Olympia definitiv Schluss sein?

Rupprath: Ich werde nach den Spielen noch schwimmen, aber ich werde mich auf die Sprints konzentrieren.

Sind Sie immer noch ein Fan von Boris Becker?

Rupprath. Absolut. In meinem alten Zimmer in Neuss hing nach seinem letzten Sieg bei den Australian Open ein Poster. Boris war und ist mein Vorbild, da ändern auch seine viele Frauengeschichten nichts dran. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber ich würde mich unheimlich gerne einmal mit ihm unterhalten. Ich finde Boris einfach cool, er ist für mich eine der ganz großen Persönlichkeiten des deutschen Sports.

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