Schwimmen: „Freude am Leben haben“

Britta Steffen verrät in Berlin nach dem zweiten Weltrekord ihr Erfolgsgeheimnis.

Berlin. Erst verneigte sich Britta Steffen nach ihrem zweiten Weltrekord von Berlin vor dem tosenden Publikum, dann verriet die Doppel-Olympiasiegerin den Fans bei der Siegerehrung ihr Erfolgsrezept. "Man muss Freude im Leben haben an dem, was man tut. Dann kann man gute Leistungen bringen. Das ist das ganze Geheimnis", erklärte die 25-Jährige nach ihrer Fabel-Zeit von 52,56 Sekunden über 100 Meter Freistil.

Zwar blieb Steffen beim Sieg zum Abschluss über 50 Meter in 24,45 Sekunden unter ihren Möglichkeiten, doch Spaß am Schwimmen hat sie wie selten zuvor. Denn nach ihrem doppelten Coup von Peking ist der große Druck abgefallen.

Als sie der Weltelite bei den nationalen Meisterschaften noch weiter entrückt war, zeigte sich Deutschlands Sportlerin des Jahres 2008 ganz bodenständig und schrieb fleißig Autogramme.

Anders als beim Weltrekord im Vorlauf wollte Steffen ihre außergewöhnliche Leistung aber nicht nur mit dem neuen High-Tech-Produkt erklären. "Der Anzug allein macht keinen Rekord. Ich bin genauso gut oder sogar ein bisschen besser als in Peking", sagte Steffen, die sich beim Heimspiel im Europapark an der Landsberger Allee "wie auf einer Woge" fühlte.

Im Gegensatz zu Peking, als Steffen im Vorfeld von Olympia tief stapelte, geht die Blondine diesmal ganz offensiv mit ihrer Favoritenbürde bei der WM in Rom (17. Juli bis 2. August) um. "Ich weiß, dass ich dort eine Favoritenrolle zu tragen habe. Für mich ist das eine weitere Herausforderung, und ich möchte immer weiter wachsen", sagte Steffen. Ein WM-Titel fehlt in ihrer Trophäensammlung noch.

Die neue Unbekümmertheit demonstrierte Steffen auch bei ihrer Renntaktik. "Volle Pulle" legte sie los und war bei der Wende nach 50 Metern mehr als eine halbe Sekunde schneller als im Vorlauf.

Am Ende blieb sie 29 Hundertstel unter ihrer Marke vom Donnerstag. "So eine Aufholjagd wie in Peking kann nicht immer gut gehen. Deshalb habe ich die Strategie auch schon mit Blick auf Rom etwas verändert. Zum Schluss hat es ganz schön weh getan, aber so muss es ja auch sein. Es war ein schönes Gefühl", sagte Steffen. Für Bundestrainer Dirk Lange ist sie eine "absolute Überschwimmerin".

Unmittelbar nach den deutschen Meisterschaften stehen für die angehende Wirtschaftsingenieurin Prüfungen im Studium an. Noch am Morgen vor dem Weltrekord hatte sie für eine Marketing-Klausur gelernt. "Mir ist wichtig, dass sowohl der Körper als auch der Kopf gefordert werden", sagte Weltrekordlerin Steffen: "Die Balance ist wichtig."

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