Schlappe für DTTB: Schöler scheitert an Ränkespielen

Herning (dpa) - Schon vor den ersten EM-Auftritten von Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov hat der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) eine Niederlage erlitten. Die 55 Verbände der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU) entschieden sich bei den Wahlen gegen den langjährigen Vizepräsidenten Eberhard Schöler.

„Das ist überraschend und bitter für Eberhard“, kommentierte DTTB-Chef Thomas Weikert die sportpolitische Schlappe. „Wir sind jetzt als größter Verband vier Jahre nicht mehr im europäischen Führungsgremium vertreten.“

Der 71 Jahre alte Schöler, WM-Zweiter von 1969 und Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports, wurde im dänischen Herning ein Opfer von Ränkespielen. Er verlor die Wahl gegen den französischen Mitbewerber Jean-Francois Kahn mit 25:30 Stimmen. Kahn gilt wie Schöler als integrer Funktionär, und Frankreich und Deutschland liegen im Tischtennis eigentlich auf einer Linie. Doch der DTTB hatte den einstmals weltbesten Abwehrspieler erst am 12. Juli und damit drei Tage vor Fristablauf für die Wiederwahl nominiert.

Das eröffnete dem umstrittenen ETTU-Chef Stefano Bosi (Italien) die Möglichkeit, sich in der Stellvertreter-Frage auf die Seite von Kahn zu schlagen. Weikert und Bosi pflegen seit Jahren eine innige Nicht-Freundschaft, zumeist verpackt in netten Worten. In einem Brief an die Mitgliedsverbände warf der DTTB-Boss dem ETTU-Präsidenten nun vorige Woche vor, sich nicht neutral verhalten zu haben. Der eindringliche Pro-Schöler-Appell verfehlte aber die erhoffte Wirkung, der Tonfall des Schreibens „schmeckte“ einigen kleinen Ländern nicht.

Bosi selbst wurde ohne Gegenkandidat mit elf Nein-Stimmen als ETTU-Präsident im Amt bestätigt. „Das sind immerhin 20 Prozent“, merkte Weikert an. Der geschmeidige Italiener bedankte sich in seiner Rede zuerst bei Schöler, der seit 1994 sein Stellvertreter war. „Ebby und ich haben viele Jahre in Harmonie gearbeitet. Das ist das Ergebnis von Demokratie“, erklärte Bosi. „Einer, der ganz viel für die ETTU und die Entwicklung des Sports getan hat, wird aus politischen Gründen abgewählt, nicht wegen seiner Leistung“, entgegnete Weikert.

Der DTTB-Chef und Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, die zuletzt ein neues Fördersystem für den deutschen Sport gefordert hatten und damit eine öffentliche Diskussion auslösten, können den Imageverlust verkraften. „Wir sind ohnehin mehr auf den Weltverband ITTF ausgerichtet“, sagte Weikert. Der Jurist ist ITTF-Vizepräsident und arbeitet gut mit ITTF-Chef Adham Sharara aus Kanada zusammen, der seit Jahren die Geschicke im Welt-Tischtennis steuert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort