Rudi Assauer im WZ-Interview: "Müllers Angriff hat mich enttäuscht"

Interview der Woche: Schalkes ehemaliger Manager spricht vor dem Derby gegen Dortmund über die Probleme des Vereins und sein Verhältnis zu seinem Nachfolger.

Herr Assauer, Schalke gegen Dortmund - das Revierderby findet im Mittelmaß statt. Hätten Sie sich das vor der Saison vorstellen können?

RudiAssauer: Bei Dortmund war das vorauszusehen. Mit dem Spielermaterial, das bei Schalke derzeit vorhanden ist, kann auch nicht viel mehr rauskommen. Zumindest ist das mein Eindruck von den Spielen, die ich gesehen habe. Es war nie so, dass man sagen konnte: Ha, das war souverän runtergespielt.

Assauer: Die Schalker kommen nur über Standardsituationen zu Torchancen, damit sind sie stark. Wenn ich aber die auf letzten fünf Jahre zurückblicke, dann steht diese Mannschaft rein fußballerisch an letzter Stelle. Da ist kein technisch hochwertiges Spiel vorhanden. Es ist nicht besser, sondern es ist schlechter geworden.

Assauer: Die Jungs arbeiten, ackern, machen und tun. Aber sie spielen keinen guten Fußball. Es hakt einfach. Es gibt in der Mannschaft durch die vielen Disziplinlosigkeiten immer neue Baustellen, die aufgerissen werden. Es hat den Anschein, dass viele Spieler schludrig sind. Nur wenige setzen sich voll für das Team ein. Deshalb sind sie auch nicht erfolgreich.

Assauer: Die Einkäufe vor der Saison haben sicher nicht so gut funktioniert. Wenn ich beispielsweise Orlando Engelaar sehe, dann ist das sicher ein guter Fußballer. Aber er spielt nicht in dem Tempo, das man in der Bundesliga braucht. Auch Jefferson Farfan bringt derzeit nicht die Leistung, die man sich von ihm versprochen hat. Und bei dem einen oder anderen sieht man, dass er einen Schritt zu langsam geworden ist. Es ist kein Fortschritt zu sehen, im Gegenteil. Der Klub geht nach unten. Im Moment hat keiner der Gegner mehr Angst vor Schalke 04. Vor zwei, drei Jahren war das anders. Aber da hat nicht nur der Manager Schuld, auch wenn er letztlich dafür verantwortlich ist. Es ist so eine große Unruhe im Klub, in jedem Bereich.

Assauer: Nein, warum sollte ich Schadenfreude spüren? Überhaupt nicht. Ich gönne dem Klub nichts Schlechtes und habe es vermieden, mich einzumischen. Ich habe mich auch über Andreas noch nie negativ geäußert. Ich bin aber sehr überrascht über diesen verbalen Angriff. Damit hätte ich nicht gerechnet und dafür gibt es auch keinen Grund. Das ist schon sehr enttäuschend. Mal gucken, ob ich das wieder mit ihm hinbekomme. Verärgert bin ich aber nicht, dafür habe ich in dem Fußball-Geschäft zu viel erlebt. Das hat mich abgehärtet.

Assauer: Alles, was jetzt in und um den Klub passiert, erinnert an Zeiten, von denen wir glaubten, dass sie schon längst hinter uns liegen. Das Ergebnis daraus ist ja sichtbar. Es gab auch zu meiner Zeit auf verschiedenen Positionen im Verein Leute, die versucht haben, mit mir über Fußball zu reden. Das habe ich stets abgeblockt. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Personen sich zu Dingen aus dem sportlichen Bereich in der Öffentlichkeit geäußert hätten. Und wenn, dann hätte es auch gequalmt. Jetzt geben alle möglichen Leute ihren Senf zu sportlichen Dingen ab. Diese Leute glauben mittlerweile, sie haben Ahnung vom Fußball. Das glaube ich aber nicht.

Assauer: Das, was ich gesehen habe, deutet nicht an, dass die Mannschaft noch nach oben durchstartet. Im Moment ist der Ablauf mit all den neuen Gedanken und den Ideen, die da waren, ins Stocken geraten. Es dauert schon ein bisschen länger, vielleicht schon zu lange, dass die Mannschaft bringt, was von ihr erwartet wird. Die Situation ist für Schalke gerade Mal ausreichend. Und damit wirst du in der Liga nichts.

Assauer: Wenn die Saison nicht erfolgreich wird, dann wird es umso schwieriger, einen neuen Aufbau zu beginnen. Geld schießt Tore. Ausschließlich mit jungen Spielern zu agieren, ist gefährlich. Man muss sich im Klub die Frage stellen: Wollen wir zeigen, wie gut unsere Jugendarbeit ist? Oder wollen wir oben mitspielen? Und wie ich Schalke kenne, soll es wieder nach oben gehen.

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