Rogge: Für IOC ist Fall Havelange beendet

Berlin (dpa) - Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist der Fall Joao Havelange offiziell beendet: Alle Ermittlungen gegen den zurückgetretenen Brasilianer werden eingestellt, Ergebnisse der Untersuchungen nicht veröffentlicht.

Der 95-Jährige sei jetzt „ein privater Bürger“, erklärte IOC-Präsident Jacques Rogge. Die IOC-Ethikkommission hatte wegen Korruptionsvorwürfen gegen Havelange ermittelt. Medienberichte, nach denen der ehemalige Präsident des Fußball-Weltverbandes durch seinen Rückzug einem wahrscheinlichen IOC-Ausschluss zuvorkam, wies Rogge als „pure Spekulation“ zurück. „Für mich hat sein Rücktritt mit seiner Gesundheit und seinem Alter zu tun“, meinte der Belgier.

Havelange soll in den Bestechungsskandal um die ehemalige Sportvermarktungsfirma ISL verwickelt gewesen sein, hat diese Vorwürfe aber stets bestritten. „Da Herr Havelange kein IOC-Mitglied mehr ist, wird es keine Ermittlungen mehr gegen ihn geben, denn er ist ein privater Bürger“, sagte Rogge in einem Reuters-Interview und betonte, der Doyen des IOC habe aus gesundheitlichen Gründen die Ringe-Organisation verlassen. Havelange war seit 1963 im IOC und der letzte Funktionär mit einer Mitgliedschaft auf Lebenszeit.

„Havelange hat mir in einem Brief von Gesundheitsproblemen geschrieben, die ihn von Reisen abhalten“, erklärte Rogge. Havelange drohte eine Suspendierung durch die IOC-Exekutive am Mittwoch und Donnerstag in Lausanne: „Pure Spekulationen kommentiere ich nicht“, so Rogge, „Joao Havelange hatte schon einige Termine verpasst. Bei der IOC-Session in Durban fehlte er auch.“

Nach dem Ende von Havelanges 48-jähriger Mitgliedschaft im IOC stehen jetzt die Ermittlungen gegen die IOC-Mitglieder Issa Hayatou, Präsident des afrikanischen Fußballverbandes, Lamine Diack, Chef des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, im Fokus. Beide sollen nach dpa-Informationen nur einen Verweis oder eine Verwarnung bekommen. Am Donnerstag wird mit einem Urteil der IOC-Exekutive gerechnet.

Die FIFA wird die Causa Havelange selbst noch bewerten müssen - der Vorgänger von Blatter ist weiter als FIFA-Ehrenpräsident tätig. Die Antikorruptions-Organisation Transparency International (TI) forderte die FIFA erneut auf, die Vergangenheit aufzuklären. „Eine unabhängige Untersuchung von Korruptionsvorwürfen, in der Gegenwart und Vergangenheit, ist zwingend notwendig, wenn die FIFA öffentliche Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will“, erklärte TI in einer Pressemitteilung. Rogge sieht die FIFA dagegen auf dem richtigen Weg: „Die FIFA beginnt gerade mit einer Generalüberholung und das ist gut.“

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