Verlockung: Springreiter Tebbel startet für Ukraine

Herlake (dpa) - Dieses verlockende Angebot konnte René Tebbel nicht ausschlagen. Der dreimalige deutsche Meister hat endgültig die Seiten gewechselt und reitet von sofort an für die Ukraine.

Verlockung: Springreiter Tebbel startet für Ukraine
Foto: dpa

Oder besser gesagt für den Multimillionär Alexander Onischenko, zu dessen eigenwilligem Projekt inzwischen drei deutsche Springreiter gehören, die schon einmal den nationalen Titel gewannen.

„Er hat mich schon häufiger gefragt“, sagte Tebbel, einen Tag nach dem offiziellen Wechsel. Schließlich willigte der 45-Jährige ein, der bereits seit Herbst 2013 als Nationaltrainer des osteuropäischen Landes arbeitet. Er habe „ein gutes Angebot“ angenommen, sagte Tebbel zu dem Vierjahresvertrag als Coach von Onischenko und der Nationalmannschaft.

„Ich bleibe ja Deutscher“, erklärte Tebbel. Für den Wechsel bei der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) musste er allerdings einen ukrainischen Pass vorlegen. Viel mehr als das Dokument und ein paar Reisen verbindet Tebbel nicht mit dem Staat, unter dessen Flagge er Mitte Januar in den Vereinigten Arabischen Emiraten erstmals reiten will. „Das Land kenne ich nicht“, sagte er.

„In erster Linie bin ich Trainer“, betonte Tebbel. „Ich werde höchstens ein, zwei Pferde bei den Turnieren reiten, nicht mehr fünf oder sechs wie früher.“ Der Profi aus dem niedersächsischen Emsbüren reitet seit einem schweren Sturz vor vier Jahren weniger und vorsichtiger.

Das war auch der Grund, warum der deutsche Verband den Nationalitätenwechsel nicht blockierte. „Er hat schon länger nicht mehr für Deutschland geritten und gehörte zu keinem Kader“, sagte Bundestrainer Otto Becker. 1990 war Becker gemeinsam mit Tebbel Vize-Weltmeister geworden.

Kurios ist der Zeitpunkt des Wechsels. 2005, 2006 und 2007 gewann Tebbel die deutsche Meisterschaft, doch für EM oder WM wurde er nicht nominiert. Trotz des damaligen Ärgers vermied der erfolgreiche Reiter den Wechsel. „Das mache ich sicher nicht, sondern nur für ein Land, für das ich kein Visum brauche“, hatte er damals gesagt.

Andere nahmen Onischenkos Offerten eher an. Zum zusammengekauften Team der Ukraine gehören bereits die ehemalige deutsche Meisterin Katharina Offel und Ulrich Kirchhoff, der 1996 für Deutschland Doppel-Gold bei Olympia gewann. Der frühere Junioren-Meister Björn Nagel hat hingegen sein Engagement für Onischenko beendet.

Onischenko mischt mit seinem Geld seit ein paar Jahren die Reitsport-Szene auf und wird als „Reitsport-Abramowitsch“ bezeichnet. Seine pferdesportliche Heimat ist das niedersächsische Herzlake, wo er eine Anlage betreibt und Tebbel mit den Ukrainern trainiert.

Onischenko hat sich - ähnlich wie der russische Öl-Magnat Roman Abramowitsch mit dem Fußballclub FC Chelsea - in die internationale Spitze eingekauft. Neben dem deutschen Trio reiten der Ungar Ferenc Szentirmai und der Brasilianer Cassio Rivetti für die Ukraine, zwischenzeitlich waren auch zwei Belgier dabei. Fast alle Pferde, die das Multi-Kulti-Team sattelt, gehören Onischenko. Auch Cooper, mit dem Tebbel zuletzt vor sieben Monaten in Mannheim ritt.

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