Nagel hofft auf „zwei tolle Jahre“ mit Corradina

Leipzig (dpa) - Die Dame braucht Platz. Wenn Corradina zeigen soll, wie gut sie springen kann, dann darf es im Parcours nicht zu eng sein - wie bei manchen Hallenturnieren.

Ihr Reiter Carsten-Otto Nagel hat in den vergangenen Jahren stets Rücksicht darauf genommen. Doch in dieser Saison ist das ein wenig anders.

„In der Halle ist sie nicht so stabil und so souverän wie draußen. Das wissen wir“, sagte der 50-Jährige vor seinem Start beim Weltcup-Turnier am Wochenende in den Messen-Hallen in Leipzig. „In diesem Jahr versuchen wir es trotzdem, sie über die Hallensaison mehr in Gang zu halten, weil sie letztes Jahr eine lange Pause hatte und fast ein Jahr aus dem Sport war.“

Corradina ist das, was man ein Ausnahmepferd nennt. Umso mehr schmerzte es Nagel, dass seine Schimmelstute ausgerechnet im Olympia-Jahr 2012 krankheitsbedingt eine Auszeit nehmen musste. „Das war super-ärgerlich“, sagte er.

Und nicht nur für ihn: Bei Bundestrainer Otto Becker war das Paar für London gesetzt. Doch eine langwierige Zahnentzündung bei Corradina ließ alle Pläne platzen. Im Juli entschied Nagel: Verzicht auf die zweite Olympia-Qualifikation in Aachen und damit auf den Start in London. Der Trainingsrückstand war zu groß.

Ein Verlust für das Team - mit dem bekannten Ergebnis: Nach dem ersten Umlauf war Schluss mit allen olympischen Medaillen-Ambitionen. „So einer wie Carsten-Otto hat uns in London gefehlt“, sagte Bundestrainer Becker. Wie wichtig Nagel hätte sein können, zeigte er schon zwei Wochen nach Olympia, als er mit Corradina den Großen Preis von Irland gewann.

Er und die mittlerweile 15-jährige Stute waren in den vergangenen Jahren die Konstanten für Becker. Sie halfen entscheidend mit, als die schwarz-rot-goldende Equipe 2010 Mannschafts-Weltmeister wurde und ein Jahr später auch den Team-Titel bei der EM gewann. Zudem wurde Nagel mit Corradina zweimal EM-Zweiter in der Einzelwertung.

Der in Norderstedt bei Hamburg lebende Nagel kann der Zwangspause für seine Erfolgs-Partnerin auch Positives abgewinnen. Corradina, die ohnehin nur schonend eingesetzt wird, konnte sich 2012 lange ausruhen. „Wenn es gut geht, haben wir noch zwei tolle Jahre vor uns“, meinte der als Gestütsleiter in Wedel arbeitende Nagel. „Irgendwann läuft die Uhr ab, auch bei ihr. Aber jetzt ist sie auf jeden Fall topgesund.“

Er will die Zeit mit Corradina noch genießen. In diesem Jahr visiert er die deutschen Meisterschaften, den CHIO in Aachen und die EM im August im dänischen Herning an. Auch auf das Weltcup-Finale schielt Nagel noch ein wenig. In Göteborg wird - wie in Leipzig - in einer großen Halle geritten - ganz nach dem Geschmack der Dame.

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