Deutsche Reiter dominieren: Zwei EM-Titel möglich

Luhmühlen (dpa) - Die deutschen Vielseitigkeits-Reiter stehen bei der Europameisterschaft vor einem historischen Erfolg. Erstmals können sie bei einem kontinentalen Championat gleich zwei Titel holen.

Dabei begann der Gelände-Tag in Luhmühlen mit einem Schreck.

Auch ein Sturz hat die deutschen Vielseitigkeits-Reiter bei der Heim-EM in Luhmühlen nicht vom Titelkurs abgebracht. Nachdem Andreas Dibowski mit seiner Stute Fantasia im Gelände an einem Hindernis zu Fall kam und ausschied, behielten seine Teamkollegen die Nerven und verteidigten die deutliche Führung nach der Dressur vor den Dauer-Europameistern aus Großbritannien.

Erst sammelte Debütantin Sandra Auffarth aus Ganderkesee mit Opgun Louvo nur wenige Strafpunkte wegen Zeitüberschreitung. Dann zeigten Ingrid Klimke mit Abraxxas und Weltmeister Michael Jung aus Horb mit Sam brillante Ritte auf dem 5750 Meter langen und mit 40 Sprüngen bestückten Kurs und glichen Dibowskis Pech aus. Beide blieben auf dem nach heftigen Regenfällen tiefen Boden in der vorgeschriebenen Zeit von 10:05 Minuten und stehen auch in der Einzelwertung weiter vorn. Damit stehen die Deutschen vor einem historischen Doppel-Erfolg.

„Heute Morgen habe ich nach dem Sturz von Dibo gedacht, uns klebt das Pech an den Stiefeln. Aber die anderen haben das super rausgerissen“, sagte Bundestrainer Hans Melzer erleichtert. Nach Dressur und Gelände weisen die Deutschen 100,30 Strafpunkte auf und liegen weit vor den zuletzt acht Mal hintereinander erfolgreichen Briten (142,6) und den Franzosen (151,10). Die Briten beklagten ebenfalls einen Ausfall. Team-Weltmeisterin Mary King schied nach einem Sturz mit Imperial Cavalier wie Dibowski aus.

Das auf ein Trio geschrumpfte deutsche Team kann sich am Sonntag im entscheidenden Springen zehn Abwürfe erlauben, um erstmals seit 1973 in Kiew wieder einen Mannschafts-Triumph bei einem kontinentalen Titelkampf zu holen. „Der Abstand ist toll. Aber es sind drei Disziplinen“, meinte Melzer.

Als bisher einzige Deutsche gewann Bettina Hoy 1997 in Burghley, damals noch unter ihrem Namen Overesch, den Einzel-Titel. Ingrid Klimke und Michael Jung haben die besten Aussichten, ihr zu folgen und sogar als Doppel-Europameister Luhmühlen zu verlassen. Die 43-Jährige aus Münster rangiert im Einzelklassement mit 30 Strafpunkten vor Jung (33,30). Beide trennt weniger als ein Abwurf.

Das Hauptaugenmerk lag bei beiden nach dem Missgeschick von Dibowski auf die Mannschaft. „Ein bisschen Druck macht mich nur stärker“, meinte Klimke nach ihrem Glanzritt. Ihr Teamkollege und Rivale um das Einzel-Gold war ebenfalls hochzufrieden. „Das war Ansporn, dass Andreas ausgeschieden ist“, sagte Jung.

Chancen im Einzel rechnet sich als Dritte auch die Schwedin Sara Algotsson-Ostholt mit Wega (36,0) und die vierplatzierte Sandra Auffarth (37,0) aus. Algotsson-Ostholts deutscher Ehemann, Team-Olympiasieger Frank Ostholt aus Warendorf, rangiert mit Little Paint (40,0) an fünfter Stelle und ist ebenfalls in Medaillennähe. Außer Klimke und Jung schaffte noch Nachwuchsreiter und Einzelstarter Benjamin Winter aus Warendorf mit Wild Thing als dritter Deutscher den Kurs in der Richtzeit.

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