Briten sorgen für deutschen Erfolg bei Vielseitigkeit

Malmö (dpa) - Mit Chris Bartle und Hans Melzer wurde die Vielseitigkeit Deutschlands erfolgreichste Pferdesport-Disziplin. Sie sammelten Gold bei EM, WM und Olympia. Der britische Verband findet das nicht besonders lustig.

Die Briten wollten das ungleiche Erfolgs-Duo nach dem deutschen Doppel-Gold von London auseinanderreißen. „Die haben damals echt an Chris rumgebaggert“, sagt Melzer und zeigt sein freundliches Siegerlächeln. Denn die Funktionäre aus dem Mutterland der Vielseitigkeit hatten wie ihre Reiter bei den Olympischen Spielen das Nachsehen. Bartle verlängerte trotz des intensiven Werbens seiner Landsleute gemeinsam mit Melzer den Vertrag - und das erfolgreiche Trainer-Paar kann weiter Goldmedaillen sammeln.

„Warum sollte er so ein Team verlassen wie das deutsche?“, lautet Melzers rhetorische Frage. Mit dem Niedersachsen aus Salzhausen und dem Briten aus Harrogate haben sich die deutschen Vielseitigkeitsreiter zu Medaillen-Garanten entwickelt.

Vier olympische Goldmedaillen gab es, seit das deutsch-britische Duo 2001 die Nachfolge von Martin Plewa antrat. 2006 feierte Deutschland das erste WM-Gold überhaupt mit dem Team, 2010 folgte die Gold-Premiere im Einzel durch Michael Jung. Bei der bisher letzten EM vor zwei Jahren in Luhmühlen räumten die Gastgeber alles ab, was möglich war: Team-Gold und die drei Einzel-Medaillen.

„Einfach ein tolles Paar“, sagt Ingrid Klimke, die bei fast allen Siegen der Ära Melzer/Bartle zum Team gehörte. „Die sind total eingespielt, jeder hat seine Rolle“, beschreibt die Reiterin aus Münster das Duo. Der 61-jährige Brite ist für das Training zuständig, der 62-jährige Deutsche für Planung, Organisation und die Medienarbeit. „Es gibt keine Schnittpunkte, bei denen es kollidiert“, sagt Melzer: „Das ist ein sehr gutes Teamwork.“

Die Zusammenarbeit des deutsch-britischen Duos begann freilich mit einem Desaster bei der WM 2002. In Jerez de la Frontera erlebten die damaligen Neulinge eine beispiellose Enttäuschung, kein einziger deutscher Reiter beendete den Wettkampf.

Das emotionalste Erlebnis hatte das Duo 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen: Der Internationale Sportgerichtshof CAS kassierte wegen eines Reitfehlers von Bettina Hoy das doppelte Gold noch vor Ort wieder ein. Dieser Medaillen-Verlust war lange eine Triebfeder des Ehrgeizes.

Nach diesem Medaillen-Trauma von Athen konnte das Duo, das in den Jahren danach so viele Medaillen zu feiern hatte, eine seiner großen Stärken nutzen. Klimke sagt: „Zuerst kümmern sie sich immer um die, bei denen es nicht so gut gelaufen ist.“

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