Ahlmanns spätes Comeback nach langem Hin und Her

Aachen (dpa) - Rund drei Jahre nach dem größten Olympia-Skandal des deutschen Reitsports feiert Christian Ahlmann beim CHIO in Aachen sein Comeback im Nationalteam. Es ist eine Rückkehr nach langem juristischem Hin und Her.

Knapp drei Jahre später kommen die Erinnerungen wieder hoch. Die Gedanken an die Panik im deutschen Team, an den fluchtartigen Abschied aus Hongkong und die Schlagzeilen vom größten Olympia-Skandal des deutschen Pferdesports. „Im Moment bin ich noch nicht nervös“, sagt Ahlmann trotzdem. Aber das kann sich ja noch ändern.

32-mal ist Ahlmann schon für Deutschland geritten - das 33. Mal am Donnerstag wird dennoch keine Routine, sondern ein ganz besonderer Ritt sein. Fast 36 Monate nach dem Doping-Fall von Hongkong feiert der 36-Jährige aus Marl beim CHIO in Aachen sein Comeback in der Nationalmannschaft. Zwangsläufig muss sich der Weltklasse-Reiter noch einmal mit den dunkelsten Momenten seiner Karriere beschäftigen.

„Das ist sicher nicht wie andere Turniere“, gibt Ahlmann zu: „Das ist keine alltägliche Situation.“ Er weiß, dass er unter besonderer Beobachtung stehen wird, wenn er mit seinem Hengst Taloubet zum Nationenpreis einreitet.

Es seien „noch längst nicht alle Wunden verheilt“, berichtet Otto Becker, der Nationaltrainer. Er hat sich intensiv um Ahlmann gekümmert, mit dem er früher oft in einem Team geritten ist. Und Becker hat sich schon früh für eine Rückkehr des Doping-Sünders stark gemacht, „sobald die Strafe abgelaufen ist. Er hat eine neue Chance verdient.“

Ahlmann ist hart dafür bestraft worden, dass bei seinem Olympia-Pferd Cöster das verbotene Capsaicin gefunden worden ist. Zumindest deutlich härter als die anderen vier Springreiter, die in Hongkong ebenfalls erwischt worden waren. Acht Monate sperrte ihn der Internationale Sportgerichtshof (CAS) für alle Turniere. Der deutsche Reitverband FN hat für die Erhöhung der Strafe gesorgt, und er schloss Ahlmann zudem für 24 Monate aus der Nationalmannschaft aus.

Das lange juristische Hin und Her, das viele Geld für Rechtsanwälte nutzten nichts. Und von den Wirren, von dem Gefühlschaos erholte sich Ahlmann nur langsam. Inzwischen mag er darüber nicht mehr besonders gerne reden. Er ist froh, dass es vorbei ist - und nach dem Comeback hoffentlich kein Thema mehr ist.

Die Rückkehr ins Nationalteam wäre theoretisch schon elf Monate früher möglich gewesen. Ahlmann selbst zögerte sie hinaus, ließ sich Zeit, ehe er nach langwieriger juristischer Prüfung die notwendige Athletenvereinbarung unterschrieb.

Sportlich ist das Comeback unumstritten, nicht nur wegen seines Weltcup-Sieges im Frühjahr. Der Doppel-Europameister von 2003 arbeitete sich nach der Zwangspause in der Weltrangliste bis auf Rang fünf vor und ist derzeit bester Deutscher.

Im Sattel fühlt sich Ahlmann deutlich sicherer als bei Gesprächen, bei denen es auch um die Vergangenheit geht. „Im Moment läuft es sehr gut“, sagt der Reiter lieber. Seinen Platz im Team, das im September bei der EM in Madrid eine Medaille holen soll, hat er fast sicher. Schließlich ist er derzeit Beckers Bester.

Zunächst aber muss er das Comeback überstehen. „Dass er nervös ist, das glaube ich nicht“, sagt der Bundestrainer und schiebt nach: „Der hat ja schon alles erlebt.“ Tatsächlich sogar mehr als ihm lieb ist.

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