Ahlmanns merkwürdiges Comeback im Nationalteam

Bremen (dpa) - Christian Ahlmanns Rückkehr ins Nationalteam ist ein Comeback der merkwürdigen Sorte. Nach rund zweieinhalb Jahren soll der 36 Jahre alte Springreiter in Bremen erstmals wieder für das deutsche Nationalteam reiten, aber formal erfüllt er die Bedingungen dafür gar nicht.

Ahlmann hat noch immer nicht die Athletenvereinbarung unterschrieben. „Das ist noch nicht passiert, aber es ist ja auch kein offizieller Nationenpreis“, sagte Bundestrainer Otto Becker zur Team-Trophy beim Bremer Turnier. Becker will den talentierten Reiter zurück ins Team holen, dessen zweijährige Sperre nach dem Dopingfall bei den Olympischen Spielen 2008 längst abgelaufen ist. „Sportlich gehört er auf jeden Fall dazu“, sagte der Bundestrainer. Ahlmann ist deutscher Vizemeister, gewann die ersten beiden Stationen der Weltcup-Saison und liegt in der Weltrangliste inzwischen als zweitbester Deutscher auf Rang elf.

Inzwischen ist der Doppel-Europameister von 2003 auch wieder in den A-Kader berufen worden. Allerdings unter der Einschränkung, dass er die Athletenvereinbarung unterschreibt, in der das Thema Dopingkontrollen und das Verfahren nach positiven Proben ein wichtige Rolle spielt. Und genau da liegt für Ahlmann das Problem: „Ich bin vorsichtig geworden.“ Anwälte prüfen für ihn, ob er das Papier unterschreiben soll.

Zudem ist Ahlmanns Verhältnis zur Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) noch immer angespannt. Der nationale Verband hatte nach dem spektakulären Fall von Hongkong Einspruch gegen das Urteil des Weltverband FEI eingelegt, der lediglich auf verbotene Medikation und viereinhalb Monate Sperre entschieden hatte. Erst nach diesem Protest befand der Internationale Sportgerichtshof CAS, dass es sich um Doping handelte und erhöhte auf acht Monate. Zudem sprach die FN eine interne Strafe aus und sperrte den Reiter zwei Jahre lang fürs Nationalteam. „Das hat wehgetan“, kommentierte Ahlmann das Vorgehen des eigenen Verbandes.

Es ist Beckers Beharrlichkeit zu verdanken, dass der Reiter trotz des aus seiner Sicht ungerechten Verhaltens der FN wieder für Deutschland starten will. „Beide Seiten haben ein Interesse daran“, sagte der Bundestrainer. „Grundsätzlich bin ich bereit“, sagte Ahlmann.

Die Team-Trophy in Bremen zählt nach dem Reglement des Weltverbandes nicht zu den offiziellen Nationenpreisen, die in Europa nur in der Freiluft-Saison ausgetragen werden. Der Wettbewerb hat - vereinfacht ausgedrückt - soviel Wert wie ein Spiel der Fußball-Nationalmannschaft gegen eine Bundesliga-Auswahl mit den besten ausländischen Spielern. Für Ahlmann ist der Start dennoch ein weiterer Ritt zurück in die Normalität und der letzte Schritt vor einem echten Comeback.

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