Wen reißt Armstrong mit rein?

Der Radstar soll die Einnahme von Doping gestanden haben. Bis das Interview ausgestrahlt wird, zittern viele.

Austin. Jetzt ist er doch eingeknickt, sagen die Medien in den USA. Und deutet Oprah Winfrey an, die ihn interviewt hat. Warum auch sonst sollte sich der einstige Radsport-Star Lance Armstrong jetzt einem Gespräch mit Winfrey gestellt haben, die für ihre rührseligen Gespräche in den USA ein Star ist.

Es gilt, einiges an längst verloren gegangener Zuneigung zurückzugewinnen. Armstrong soll in dem aufgezeichneten und am Freitag (3 Uhr MEZ) auszustrahlenden Gespräch eingestanden haben, während seiner Karriere mitsamt der sieben aberkannten Tour-Siege zwischen 1999 und 2005 gedopt gewesen zu sein.

Und mehr noch: Angeblich holt der 41-Jährige zum Rundumschlag aus, der den ohnehin darbenden Profiradsport erschüttern könnte. Nach einem Bericht der „New York Times“ will Armstrong, der zu seinen aktiven Zeiten Gegner gemobbt und zum Teil in den Ruin getrieben hat, auch gegen Doping-Mitwisser auf höchster Funktionärsebene auspacken. Dem Radsport droht der Kollaps.

Armstrong habe Winfrey mit seinen Antworten „überrascht“ ließ die Talkerin wissen. Sie habe das Gefühl gehabt, der ehemalige Seriensieger wolle mit sich ins Reine kommen. Sie sei mit 112 Fragen vorbereitet in das Gespräch gegangen, Armstrong hätte sich präpariert gezeigt.

Jetzt zittern sie alle: Die Radsportverband (UCI)-Präsidenten Hein Verbruggen (1991 bis 2005) und Pat McQuaid (seit 2005), der ehemalige französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dem zum Vorteil des Radstars Verbindungen zum Amerikaner nachgesagt wurden, und zahlreiche Besitzer von Rennställen. Armstrong wolle, heißt es, in einem Gerichtsverfahren gegen sie aussagen.

Der Multimillionär aus Austin soll auch bereit sein, Teile der 30 Millionen Dollar zurückzuerstatten, die die Postgesellschaft US-Postal als früherer Teamsponsor vertraglich festgehaltenem Glauben an dopingfreien Sport gezahlt hatte. Im Moment laufen bereits zwei Schadenersatzprozesse gegen Armstrong, in denen es um Rückzahlung von über zehn Millionen Dollar geht.

Armstrong war mit einer Gruppe von etwa zehn Begleitern zur TV-Aufzeichnung erschienen. An seiner Seite waren zwei seiner fünf Anwälte, Tim Herman und Sean Breen, sowie sein langjähriger Berater, Manager und Geschäftspartner Bill Stapleton.

Die amerikanische Anti-Doping-Behörde Usada hatte Armstrong nach jahrelangem Leugnen in einem mehr als 1000 Seiten starken Dossier den Gebrauch von Dopingmitteln bewiesen.

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