Dopingkultur tief verankert Radprofi Rumsas junior positiv getestet

Rom (dpa) - Der litauische Radprofi Raimondas Rumsas junior ist positiv getestet worden und hat damit die Familiengeschichte um ein weiteres düsteres Kapitel bereichert.

Dopingkultur tief verankert: Radprofi Rumsas junior positiv getestet
Foto: dpa

Als Rumsas junior sieben Jahre alt war, musste er 73 lange Tage ohne seine Mutter auskommen. Edita Rumsas saß in Frankreich in Untersuchungshaft, weil sie an der Grenze zu Italien mit 37 verschiedenen Medikamenten - darunter das Blutdopingmittel EPO sowie Anabolika und Wachstumshormone - im Auto erwischt worden war. Der Fall hatte 2002 einen riesigen Skandal ausgelöst, schließlich war Raimondas Rumsas senior unmittelbar zuvor auf den dritten Gesamtrang der Tour de France gestürmt.

Der Ausrede, dass die Präparate allesamt für die kranke Mutter von Edita Rumsas bestimmt gewesen seien, folgte das Gericht nicht. Das litauische Ehepaar wurde später wegen der unerlaubten Einfuhr von Medikamenten zu einer viermonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Verfehlungen seines Vaters, der beim Giro d'Italia 2003 zudem mit EPO aufflog und für ein Jahr gesperrt wurde, hatten offenbar keine abschreckende Wirkung auf den jungen Radprofi. Nun wurden dem 23-Jährigen Rumsas junior am 4. September in einer Trainingskontrolle das Wachstumshormon freisetzende Peptid (GHRP's) nachgewiesen, wie das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) mitteilte.

Der positive Dopingfall des Amateurfahrers erscheint umso tragischer, zumal sein zwei Jahre jüngerer Bruder Linas gerade erst im Mai an einem Herzinfarkt verstarb. Es besteht der Verdacht, dass er nicht eines natürlichen Todes starb. Die italienische Staatsanwaltschaft hat längst Ermittlungen aufgenommen. Laut italienischen Berichten sollen bei einer Razzia in Lucca, der Wahlheimat der Familie, zahlreiche Präparate wie Insulin, Schmerzmittel, Spritzen und weitere Medikamente sichergestellt worden sein.

„Vor 15 Jahren waren wir ein Mann und eine Frau, die sich liebten und für alles verantwortlich gemacht wurden, was in unserem Sport falsch lief. Heute sind wir ein Paar, das einen Sohn verloren hat und jemand will uns immer noch weh tun“, sagte Edita Rumsas jüngst der Zeitung „Corriere della Sera“. Die Familie werde die Medikamente erklären, sollten sie angehört werden. „Wir haben mit den Jungs nicht über dieses Zeug gesprochen. Wir wollen auch wissen, woran Linas gestorben ist“, ergänzte die 45-Jährige.

Nun also der nächste Vorfall mit ihrem ältesten Sohn, der als talentiert gilt und im Sommer den dritten Platz bei den litauischen Meisterschaften im Einzelzeitfahren belegte. Die Substanz, mit der Rumsas aufflog, scheint übrigens in Italien in Mode zu sein. GHRP war auch den italienischen Radprofis Stefano Pirazzi und Nicola Ruffoni kurz vor Beginn des 100. Giro d'Italia in A- und B-Probe nachgewiesen worden. Pirazzi, einst Giro-Bergkönig, wurde nun für vier Jahre gesperrt.

Eine Sperre droht auch Rumsas junior. Ob es innerhalb der Familie nun aber zu einem Umdenken kommt, erscheint fraglich.

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