Tour de France Martin im Zeitfahren nur Vierter - Geraint gewinnt

Düsseldorf (dpa) - Im regenverhangenen Düsseldorf hat Tony Martin seinen Traumstart in die 104. Tour de France verpasst.

Tour de France: Martin im Zeitfahren nur Vierter - Geraint gewinnt
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Beim Auftakt-Zeitfahren über 14 Kilometer blieb für den Spezialisten mit acht Sekunden Rückstand zum Tagessieger Geraint Thomas nur Rang vier. Der Waliser aus dem Chris-Froome-Team Sky holte sich mit der Siegerzeit von 16:04 Minuten das erste Gelbe Trikot der Tour 2017. Bei mehreren hundertausend Fans an der Strecke - viele kamen aus den Niederlanden oder Belgien - herrschte trotz des verpassten Heimsiegs von Martin fast Karnevalsstimmung.

Martin, der seit Saisonstart nur für diesen Tag trainiert hatte, war sauer. „Der Regen hat mir das Genick gebrochen. Aber so ist der Sport. Trotzdem bin ich ein gutes Zeitfahren gefahren. Ich werde weiterkämpfen, aber jetzt muss ich das erst mal verdauen“, sagte der vierfache Zeitfahr-Weltmeister, der sich sein zweites Gelbes Trikot nach 2015 holen wollte.

Für den Spanier Alejandro Valverde ist die Tour bereits beendet. Der Mitfavorit stürzte auf regennasser Straße in einer tückischen Kurve schwer und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Valverde erlitt womöglich einen Bruch der linken Kniescheibe und zog sich eine tiefe Fleischwunde am Bein zu. Er wird mehrere Monate ausfallen. Der Routinier, der mit um den Gesamtsieg fahren wollte und Nairo Quintana zur Seite stehen sollte, war in einer Kurve ausgerutscht und mit relativ hohem Tempo in die Absperrgitter gekracht.

Die Stürze - auch Debütant Rick Zabel hatte es erwischt - zwangen einige Fahrer zu besonderer Vorsicht. „Am Ende hat es extrem geregnet. Ich habe in den Kurven ein wenig Tempo herausgenommen“, sagte Topsprinter Marcel Kittel, der sich mit lediglich 16 Sekunden Rückstand auf Thomas (16:04) achtbar schlug. Die Chancen auf schnelles Gelb sind allerdings gering. Ein möglicher Sieg am Sonntag im Ziel der zweiten Etappe in Lüttich würde zehn Sekunden Zeitgutschrift bringen.

Trotzdem war der Erfurter „superstolz“, den ersten Tourstart in Deutschland seit 1987 erleben zu dürfen. Rund 500 000 Fans standen nach Angaben der Stadt an der Strecke - viele kamen aus den Niederlanden oder Belgien - und sorgten fast für Karnevalsstimmung. „Es war so laut. Ich habe den Funk in meinem Ohr gar nicht gehört“, schwärmte Martin von der besonderen Atmosphäre in der Rheinmetropole, die sich den Tourspaß rund 13 Millionen Euro kosten ließ.

Der stärkste der Klassementsfahrer war Vorjahressieger Froome. Der Brite, der die Tour zum vieren Mal gewinnen will, fuhr in 16:16 Minuten auf den sechsten Platz und nahm damit seinen Hauptkonkurrenten Richie Porte (Australien) 35 Sekunden ab. Der Kolumbianer Quintana (+36) und Alberto Contador (Spanien/+42) verloren noch mehr Zeit auf den dreifachen Toursieger.

Der deutsche Ex-Meister Emanuel Buchmann, der bei der Tour auf das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers spekuliert, war mit seiner Zeit von 16:44 zufrieden. „Ich bin auf den nassen Straßen nicht volles Risiko gefahren, die schwierigste Stelle war vielleicht die Kurve vor der ersten Brückenauffahrt. Sonst ging es gut“, meinte der Ravensburger. Er verlor auf Froome nur 28 Sekunden.

Einige Zeit hatte der Sunweb-Sprinter Nikias Arndt mit 16:20 die Bestzeit gehalten. „Das war ein schönes Gefühl, hätte noch länger dauern können“, sagte der Bocholter vom Bora-hansgrohe-Team.

Der Start in Düsseldorf stand unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Auf den Dächern der Messehallen waren im Start- und Zielbereich sogar Scharfschützen postiert. Unter den Ehrengästen waren Prinz Albert von Monaco und Justizminister Heiko Maas.

Zum ersten Mal nach 30 Jahren fand ein Grand Départ der Tour wieder in Deutschland statt. 1987 war die Tour-Karawane im Westteil Berlins, der damals noch geteilten Stadt, gestartet.

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