Kittel zu Armstrong: „Nicht die Wurzel allen Übels“

Berlin (dpa) - Der deutsche Radprofi Marcel Kittel hält die Dopingbeichte von Lance Armstrong im US-Fernsehen für einen wichtigen Schritt im Anti-Doping-Kampf, für ein „großes Ausrufezeichen“. Von den Aussagen überrascht war er aber nicht, wie der Thüringer Sprinter der Nachrichtenagentur dpa sagte.

Wie bewerten Sie das Geständnis Lance Armstrongs?

Kittel: „Dass er gesteht, war letztlich ja nicht mehr überraschend. Es blieb ihm nichts übrig. Ich hoffe jetzt nur, dass er sich nicht nur bei Oprah Winfrey geäußert hat, sondern sein Wissen auch wichtigen Institutionen wie der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA oder der amerikanischen USADA preisgibt. Denn um es auf den Punkt zu bringen: Eigentlich ist nichts Neues rausgekommen. Und außerdem ist immer noch nicht ersichtlich, was eigentlich Armstrongs Ziel ist.“

Was für ein Zeichen ist dieser Auftritt für den Radsport und den Anti-Doping-Kampf, wenn ein Lance Armstrong nach so vielen Jahren des Leugnens doch noch beichtet?

Kittel: „Ich denke, das ist ein großes Ausrufezeichen, was Doping angeht, dass wirklich engagierte Leute den Anti-Doping-Kampf betreiben. Durch die Arbeit der Behörden ist sogar der unstürzbare Armstrong gestürzt. Das ist ein großes Zeichen auch für andere Sportler.“

Wie haben Sie und andere Radprofis die Spannung der vergangenen Tage auf den Auftritt Armstrongs erlebt?

Kittel: „Der ganze Auftritt ist von den Medien schon ziemlich stark ausgeschlachtet worden. Ich bin gerade in Australien und habe in Adelaide sogar eine Zeitung gesehen, bei der man wetten konnte, welche Sätze Armstrong in dem Interview genau sagen wird. Am Ende war es vielleicht viel Rummel um nichts.“

Glauben Sie, dass es für Armstrong - sollte er gegenüber den Behörden und Anti-Doping-Agenturen umfassend Details preisgeben - in irgendeiner Form noch Platz im Radsport oder in anderen Profisportarten gibt?

Kittel: „Was er getan hat, wird man ihm wohl nie verzeihen können. Aber Lance Armstrong ist ja nicht die Wurzel allen Übels. Er kann helfen, Bereiche dieser ehemaligen Doping-Kultur aufzudecken. Ob er jemals wieder einen Platz im Sport finden wird, bleibt abzuwarten.“

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