Hondo träumt von gerechterem Anti-Doping-System

Berlin (dpa) - Radprofi Danilo Hondo will seinem Sport wieder auf die Beine helfen und blickt dabei auch über den Tellerrand seiner Disziplin. Einem Neuanfang muss seiner Meinung nach der Schlussstrich vorausgehen.

„Da ja mittlerweile alle zu wissen glauben, wie es im Radsport war, sollten wir die Vergangenheit abhaken. Ein für alle mal“, sagte der Routinier der Nachrichtenagentur dpa und plädierte für eine Amnestie. Nach der Festlegung einer Deadline sollen - so der Hondo-Traum vom gerechteren Profisport - „für alle Sportarten klare, transparente und strenge Regeln für ein einheitliches Anti-Doping-System gelten, das vom Internationalen Olympischen Komitee überwacht und gemanagt werden soll.“

Bei nach dem Stichtag nachgewiesenen Verstößen mit harten Dopingmitteln wie EPO, Wachstumshormonen, Testosteron, Kortison oder Präparaten zur Verschleierung könnten laut Hondo „Vier-Jahres-Sperren in Erwägung gezogen werden“. Das wäre die Verdoppelung der im Moment geltenden Sanktionen. Damit ist der 38-Jährige, der in der kommenden Saison beim ehemaligen Armstrong-Rennstall RadioShack-Nissan an der Seite der nationalen Größen Jens Voigt und Andreas Klöden fahren wird, auf Linie der Welt-Anti-Doping-Agentur.

Die WADA, die Hondo besonders im Lichte der Ermittlungen gegen Lance Armstrong oder den umstrittenen spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes kritisch sieht, will in ihrem neuen Code Vier-Jahres-Sperren bis 2015 verankern. Der Radprofi will seinen Traum von mehr Gerechtigkeit schneller verwirklicht sehen. „Der 31. Dezember 2012 als Deadline wäre gut“, meinte Hondo, der nicht versteht, warum die WADA im Fall Fuentes nicht gegen mögliche Dopingsünder außerhalb des Radsports vorging.

Nicht erst der amerikanische Ex-Radprofi Tyler Hamilton, der der US-Anti-Doping-Agentur USADA in den Ermittlungen gegen Armstrong als Kronzeuge diente, gab auch Hinweise in andere Richtungen. Im Vergleich zu den Fußballern seien die - sicher zu Recht - so gescholtenen Radsportler wie „Engel“, zitierte Hamilton in der WDR-Sendung „Sport-Inside“ in der Vorwoche den Fuentes-Kollegen Luis Garcia del Moral. Der spanische Mediziner ist eine der Schlüsselfiguren in der Armstrong-Affäre und wurde von der USADA wie der einst viel bewunderte Texaner lebenslang gesperrt. Hondo ist ein versierter Profi mit branchentypischen Aufs und Abs. Der gebürtige Lausitzer mit Wohnsitz Ascona war selbst nach einem langwierigen Justiz-Marathon wegen Dopings bis Januar 2008 gesperrt, obwohl er für seine Verteidigung den unerbittlichen Anti-Doping-Aktivisten Werner Franke aufbieten konnte. Als erster Sportler hatte Hondo erreicht, dass ein ordentliches Gericht eine durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS ausgesprochene Sperre - wenigstens vorläufig - aufgehoben hatte. Anders als beispielsweise im späteren Fall des prominenteren Alberto Contador musste Hondo zusammengerechnet tatsächlich 24 Monate absitzen.

Hondo blickt auf eine wechselvolle Profi-Karriere zurück, die er nach dem Ende als Teammanager fortsetzen will: Er war hoch geschätzter Sprint-Helfer von Erik Zabel bei Telekom, später für Alessandro Petacchi in Italien. Seine Sperre erlebte der zweifache Giro- Etappengewinner in Diensten des einstigen Gerolsteiner-Rennstalls. Nach mehreren Jahren bei Lampre unterschrieb der schnelle Mann jetzt in Luxemburg. Den Rennstall des einflussreichen Flavio Becca hatte bis vor kurzem der höchst umstrittene Johan Bruyneel geleitet - bis zu seiner Demission im Zuge der Armstrong-Verurteilung. Der Belgier muss sich demnächst vor einem USADA-Schiedsgericht verantworten - ihm droht ebenfalls die lebenslange Sperre.

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