Radsport: Pierre Bordry - Der ungeliebte französische Doping-Profiler

Seit die Tour de France beendet ist, kämpft Pierre Bordry darum, Sünder zu finden.

Düsseldorf/Paris. Pierre Bordry ist ein feiner Mann, der zu Hemd und Jackett gerne ein Seidentuch trägt. Seine makellose Erscheinung steht ganz im Gegensatz zu dem schmutzigen Geschäft, das der Chef der französischen Anti-Doping-Agentur (AFLD) bekämpft: Er will die Doping-Sünder der Tour de France enttarnen, auch wenn das ein Kampf gegen immer größere Windmühlen sein könnte.

Und wenn man ihn schon während der drei Wochen der Rundfahrt nicht hat seinen Job machen lassen, weil der Internationale Radsport-Verband (UCI) die Kontrollen während des Wettbewerbs verantwortete, dann will er das wenigstens jetzt gründlich nachholen.

Seit dem Schlussakt der unglaubwürdig sauberen Tour 2009 in Paris ist der ehrgeizige "Doping-Profiler" wieder zurück, mittendrin im Geschehen. Er hat sich in Erinnerung gebracht, als er empfahl, erst ein "abschließendes Fazit dieser Tour" zu ziehen, wenn die "Analyseergebnisse und auch die Resultate der Nach-Tests öffentlich" seien.

In Frankreich, wo die Tour ein Nationalheiligtum ist, das niemand mit unseligen Dopingdiskussionen beschmutzen will, ist einer wie Bordry nicht gut gelitten. Zugeständnisse wird es erst später geben, für Kleinmut gibt es (noch) keinen Grund. Stattdessen Angriff:

"Bordrys Ego ist etwas zu groß geworden. Man kommt mit Fakten oder ist zurückhaltend", schimpfte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen. Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag, selbst einst Doper, meinte: "Der Anti-Doping-Kampf ist ein großes Geschäft. Da muss man sich vielleicht ins Gespräch bringen."

Was war passiert? Bordry hatte in die Schlussfeierlichkeiten die Meldung platziert, das eingelagertes Blut von 15 der besten 20 Radprofis der Tour 2008 nochmals gezielt auf das EPO-Präparat Cera untersuchen zu wollen.

Schon während der Tour 2009 hatte er die UCI kritisiert, sie gehe bei den Kontrollen zu "nachsichtig mit den Fahrern um" - und meinte die Pedaleure das Teams Astana. Jetzt prescht Bordry wieder vor: Bei der 96. Tour seien vermutlich zwei neue Medikamente verwendet worden, die noch nicht auf dem Markt sind.

Nach Informationen der Zeitung "Le Monde" handelt es sich unter anderem um ein sogenanntes Epo der dritten Generation, das dazu diene, den Hämoglobinspiegel zu erhalten. Es soll erst 2011 in den Handel kommen, stehe aber bereits auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur.

Und weiter: Die AFLD-Beobachter hätten in Mülleimern einiger Teams verbotene Substanzen gefunden. Auch, dass es während der Tour zu verbotenem Blutaustausch gekommen sei, glaubt Bordry. Er wird die Beweise bald anführen müssen. Und dann könnte er den Kleinmut derer erleben, die ihn in diesen Tagen angehen.

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