Punkte für „Fremdgehen“: Julia Sude spielt um Titel

Timmendorfer Strand (dpa) - Dank einer neuen Liaison greift Julia Sude wieder nach der Meisterkrone - und schielt ein bisschen schon auf die Olympischen Spiele in zwei Jahren.

Punkte für „Fremdgehen“: Julia Sude spielt um Titel
Foto: dpa

Die Beachvolleyballerin vom VfB Friedrichshafen kann sich nach einem bisher optimalen Turnierverlauf am Samstag in Timmendorfer Strand zum zweiten Mal den Traum vom nationalen Titel erfüllen, dieses Mal mit Rekordsiegerin Laura Ludwig. „Tolle Blocks, gute Aufschläge“, sagte Beach-Queen Ludwig über ihre neue sportliche „Beziehung“ mit Julia Sude.

Das Gelegenheits-Duo gewann zunächst souverän 2:0 (21:12, 21:13) gegen Natascha Niemczyk und Sabine Schulz (Lohnhof). Dann setzten sich Ludwig/Sude in einem spannenden und hochklassigen Spiel gegen die Vizeweltmeisterinnen Karla Borger und Britta Büthe (Stuttgart) mit 2:1 (16:21, 21:19, 18:16) durch. Auch das an Position eins gesetzte Berliner Nationalduo Katrin Holtwick und Ilka Semmler zog mit zwei Siegen am zweiten Turniertag direkt ins Semifinale an und trifft da am Samstag auf Borger/Büthe. Ludwig/Sude müssen sich mit Victoria Bieneck/Julia Großner (Berlin) auseinandersetzen.

Eigentlich hatte die 26-jährige Sude mit ihrer Stammpartnerin Chantal Laboureur starten wollen bei der 22. Auflage des Kultturniers. Doch dann kam alles ganz anders. „Erst einmal war ich negativ überrascht“, berichtete Sude von einem Anruf der fünfmaligen Meisterin Ludwig mitten in der laufenden Saison. Ludwigs Partnerin Kira Walkenhorst musste wegen einer Erkrankung das Volleyballjahr 2014 vorzeitig beenden, für das Nationalteam wurde somit ein Platz für eine Blockerin frei. „Erstmal war es tragisch für Kira. Aber es war auch eine Chance für mich und auch für Chantal“, erzählte Sude.

Dank der Einstufung als Auswahlteam durfte die Meisterin von 2010 mit Ludwig auf der attraktiven Welttour im Hauptfeld starten, statt sich wie zuvor durch die Qualifikationen quälen zu müssen. Und Ludwig/Sude machten das auf internationaler Bühne so gut, dass nach einem vierten Platz in Mexiko, Rang fünf in Russland und Österreich jüngst beim Grand-Slam in Polen mit Rang zwei nur knapp der ganz große Coup verpasst wurde. „Zum Glück klappte es gleich sehr gut mit uns“, beschrieb Ex-Europameisterin Ludwig das „Fremdgehen“.

Die erspielten Punkte auf der Welttour werden geteilt - und davon wiederum profitiert auch Sudes Stammpartnerin Laboureur. „Das kommt uns zu Gute“, sagte die Tochter von Burkhard Sude, der nach 203 Länderspielen in der Halle ein Pionier im deutschen Beachvolleyball war. Derzeit sehen sich Sude/Laboureur als Nummer vier im Land, und gemeinsam wollen sie das große Ziel Olympia in Rio 2014 angreifen. Die Episonde mit Laura Ludwig könnte helfen. Auch wenn Laboureur nicht sehr glücklich war darüber, dass sie sich auch für Timmendorf eine neue Partnerin suchen musste.

Leicht wird es nicht für Julia Sude. Denn die Nationalteams Ludwig/Walkenhorst, Borger/Büthe und Holtwick/Semmler sind die klaren Favoriten auf die zwei deutschen Olympia-Plätze für die deutschen Damen. Doch Sude sieht sich nach einigen Rückschlägen und harten Jahren wieder auf gutem Weg. „Bei uns passt das, wir sind beide flexibel“, sagte sie zur neuen Partnerschaft mit Ludwig.

Nach fünften Rängen bei der EM und WM war Sude einige Zeit von der ganz großen Beach-Bühne verschwunden. Noch zum Jahreswechsel 2012/13 hatte sie sich mit ihrem Vater, der gleichzeitig ihr Trainer ist, bei der nationalen Beach-Serie in Neuseeland in Form gehalten. Im letzten Winter spielte Julia Sude für den Schweizer Zweitligisten VBC Aadorf in der Halle und hatte nur eine Teilzeit-Vorbereitung auf das Beach-Jahr, weil sie auch noch eine Ausbildung als zahnmedizinische Fachangestellte begonnen hat. Jetzt steht sie vor der zweiten Krönung in Timmendorfer Strand.

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