Olympia-Niederlage: Beckenbauer „saust“ umsonst

Durban (dpa) - Als IOC-Präsident Jacques Rogge Pyeongchang als Sieger ausrief, hatte Franz Beckenbauer seine erfolglose Olympia-Mission längst beendet und war schon wieder auf dem Heimweg.

„Angespannt“ hatte der „Kaiser“ nach einem intensiven Kurzeinsatz für München 2018 das südafrikanische Durban verlassen - und der 65-Jährige musste auf dem Flug nach Deutschland wenigstens nicht wahrmachen, was er für den Fall einer Siegesbotschaft scherzhaft angekündigt hatte. „Dann spring ich zum Fenster raus.“

Auch auf das Sieger-Gen Beckenbauers hatten die Münchner beim Bewerbungsendspurt im Dreikampf um die Olympischen Spiele gesetzt - umsonst. Das „letzte Ass im Ärmel“ (Oberbürgermeister Christian Ude) stach am Mittwoch nicht. Beckenbauer war in den 24 Stunden zwischen Ankunft und Abreise in Südafrika als Stimmenfänger von einem Termin zum anderen „gesaust“, wie er berichtet hatte.

Bei seinen Kontakten mit IOC-Mitgliedern trieb ihn die stille Hoffnung an, dass es bis zuletzt doch noch Unentschlossene unter den Abstimmenden geben könnte. „Meistens hat man sich schon entschieden“, ahnte Beckenbauer jedoch, der selbst als ehemaliges Exekutivmitglied des Fußball-Weltverbandes (FIFA) bei der Vergabe von WM-Turnieren mitwirkte. Bei der erfolgreichen deutschen Kandidatur für die Fußball-WM 2006 hatte sich das Kämpfen bis zum Ende gelohnt: „Wir haben damals gegen Südafrika mit einer Stimme Vorsprung gewonnen.“

12:11 hieß es am 6. Juli 2000 in Zürich für Deutschland. Daran hatte er die IOC-Mitglieder erinnert, auf den Tag genau elf Jahre später sollte der Olympia-Zuschlag folgen. „Ich möchte sie gerne einladen zum Wintertraum 2018“, sagte Beckenbauer in Durban zu den IOC-Mitgliedern - sie ignorierten den Wunsch des „Kaisers“.

Beckenbauer hat seine olympische Pflicht erfüllt, wie das gesamte München-Team machte er einen guten Job auf dem IOC-Podium. „Das ist das Tüpfelchen auf dem i“, meinte er über die Qualität der Münchner Finaldarbietung, betonte aber auch: „Die Arbeit musst du vorher getan haben.“ Die IOC-Mitglieder belohnten sie nicht mit dem Zuschlag.

„Ich habe im Fußball viele Rollen gespielt“, sagte Beckenbauer in Durban - auf olympischen Terrain hat er kein Glück. Als Wahl-Österreicher hatte er bereits vergeblich Salzburgs Bewerbungen für 2010 und 2014 unterstützt. Zum Klagen bleibt Beckenbauer keine Zeit: „Ich muss ja arbeiten morgen“, sagte er. Und zwar beim „Kaiser“-Cup, einem Charity-Golfturnier in Bad Griesbach: „Das ist ganz wichtig, da sammle ich viel Geld ein für meine Stiftung.“

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