Nur Olympia zählt bei EM: Judoka mit Rechenschieber

Tscheljabinsk (dpa) - Ohne den Rechenschieber geht gar nichts. Drei Monate vor den Sommerspielen in London kämpfen vor allem die deutschen Frauen bei der Judo-EM im russischen Tscheljabinsk um die letzten Tickets für Olympia.

„Die Titelkämpfe sind die letzte Stufe nach London. Da geht es nicht nur darum, Punkte zu holen, sondern auch darum, Punkte der Konkurrenz zu verhindern“, beschreibt Frauen-Bundestrainer Michael Bazynski das komplizierte Rechenspiel im Endspurt auf das Großziel Olympia.

In vier ihrer sieben Gewichtsklassen hoffen die deutschen Frauen um Judo-Floh Romy Tarangul noch auf den Sprung zu Olympia. Für Tarangul, immerhin WM-Dritte von 2009, gilt es in der Klasse bis 52 Kilogramm gleich am Donnerstag. Nach Problemen hat sich die 24-Jährige zurückgekämpft und will nun wie 2008 erneut zu den Olympischen Spielen. „Für Romy ist das ganz wichtig. Sie war immer ein Kind des Glücks. Und nun hatte sie plötzlich totalen Gegenwind“, erklärt Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB). „Wenn sie das jetzt schafft, macht sie einen Riesenschritt nach vorne.“

In der Klasse bis 57 Kilo machen sich Miryam Roper und Viola Wächter noch Hoffnungen auf einen Startplatz bei den Sommerspielen. „Egal, wer von den beiden durchkommt. Hauptsache, eine kommt durch“, sagt Frese. Auch in der Klasse bis 70 Kilo und im Schwergewicht dreht sich alles um Olympia.

Relativ entspannt können die deutschen Männer die Wettkämpfe in Sibirien angehen. Die Olympia-Hoffnungen Ole Bischof und Andreas Tölzer lassen die EM aus, dafür schickt Bundestrainer Detlef Ultsch ein junges Perspektivteam ins Medaillenrennen. „Das sind die Jungs, die wir für 2016 aufbauen wollen“, erklärt DJB-Präsident Frese. „Die sollen bei der EM Wettkampfluft schnuppern.“

Fünf deutsche Männer haben das Ticket für London bereits in der Tasche, Christophe Lambert kämpft in der Klasse bis 90 Kilogramm noch um seine allerletzte Chance auf die Olympia-Teilnahme. Allerdings müsste der 26-Jährige aus Niedersachsen in Sibirien wohl schon mindestens eine Medaille erkämpfen. „Ich bin so gut vorbereitet wie noch nie. Ich muss vor keinem Angst haben“, betonte Lambert.

Wildes Rechnen ist im komplizierten Kampf um die letzten London-Tickets angesagt, doch spätestens am Samstagabend dürfte das deutsche Olympia-Team stehen. „Wenn wir zehn Athleten an den Start bringen könnten, wäre ich hoch zufrieden“, sagte Präsident Frese. „Aber das Entscheidende ist, ob und welche Medaillen wir in London holen können. Zwei Medaillen wären für uns wichtig. Das würde die Arbeit für die Zukunft sehr erleichtern.“

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