Neureuthers historischer Erfolg

Wie sich der Deutsche in eine gute Position für die Olympischen Spiele bringt.

Neureuthers historischer Erfolg
Foto: dpa

Adelboden. „Erst abgeräumt, dann aufgeräumt“ — so kommentierte Felix Neureuther am Samstag ein Foto, das er auf seiner Facebook-Seite im Internet präsentierte. Darauf zu sehen: Ein jubelnder Neureuther auf dem Zimmerboden liegend, inmitten eines chaotisch unaufgeräumten Hotelzimmers. Der Eindruck steht: Neureuther ist am Samstag etwas Großes gelungen. 41 Jahre nach Max Rieger fuhr der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther als zweiter deutscher Alpin-Herr zu einem Riesenslalom-Weltcupsieg. Nur ein Einfädler gestern im Slalom von Adelboden verhinderte das perfekte Wochenende.

Vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen bleibt ein gutes Gefühl. „Das gestern war unbeschreiblich, daran ändert auch der Einfädler heute nichts“, sagte Neureuther. 44 Sekunden lang sah es auch bei seinem zweiten Auftritt auf dem Chuenisbärgli in der Schweiz so aus, als könnte Neureuther für einen weiteren Podestplatz sorgen. Dann aber „habe ich den Schwung ein bisschen zu früh angesetzt“, sagte er. Den Sieg sicherte sich Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich.

Neureuther dagegen hat Lust auf Sotschi gemacht — auch wenn Alpindirektor Wolfgang Maier nur ungern darüber spricht. „Olympia ist noch weit weg. Es hat auch noch nie gut getan, wenn man die Leute zu sehr unter Druck setzt“, sagte er. Freuen aber dürfte Maier, dass sich Neureuther von seinen zahlreichen Handicaps nicht mehr aus der Bahn werfen lässt. „Das ist schon fast ein Markenzeichen vom Felix, dass immer irgendwas ist.“

Im Sommer die misslungene Operation am Sprunggelenk, in deren Folge Neureuther nahezu die komplette Vorbereitung verpasste und erst im September mit Skifahren beginnen konnte. Dann ein Trainingssturz, der ihm eine schmerzhafte Rückenprellung und einen knöchernen Kapselausriss am rechten Daumen bescherte. Schläge auf die verletzte Hand verursachen schlimme Schmerzen. Im Ziel verzieht Neureuther seither immer wieder das Gesicht.

Nach einem „Warnschuss“ im Training vergangene Woche fuhr er am Samstag schließlich mit Gips, schnitt ihn sich für den Slalom gestern aber wieder ab. „Ich habe mit Gips probiert zu fahren, das hat absolut keinen Sinn gemacht“, sagte er nach dem ersten Durchgang. Schmerzfreiheit zählt daher zu seinen großen Wünschen. „Ich wäre sehr froh, wenn ich irgendwann mal gesund werden würde“, sagte er.

Trotz Handicaps zeigt die Leistungskurve aber seit Monaten steil nach oben. In den vergangenen 26 Weltcuprennen fuhr er 15 Mal unter die besten Fünf, kam neunmal auf das Podest und holte fünf Siege. Dazu ist er seit den Weltmeisterschaften durch Slalom-Silber auch den Vorwurf los, bei Großereignissen nicht liefern zu können.

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