NBA-Stars helfen Obama - Clubbesitzer für Romney

Boston (dpa) - Sie sind Idole und Identifikationsfiguren, werden gelobt, geliebt und mitunter sogar vergöttert. Und vor allem sind viele Sportstars beim amerikanischen Massenpublikum weitaus beliebter als Politiker.

Zumal zahlreiche Fans der vier nordamerikanischen Profiligen NFL, MLB, NBA und NHL ihren Quarterback, Pitcher, Aufbauspieler oder Torwart ohnehin lieber auf dem Präsidentenstuhl sehen würden, als irgendeinen Demokraten oder Republikaner. Als beispielsweise Quarterback Tim Tebow in der vergangenen NFL-Saison die Denver Broncos erstmals nach sechs Jahren wieder in die Playoffs führte, fanden T-Shirts und Sticker mit der Aufschrift „Tebow for President“ reichlich Absatz.

Wenngleich Politik-Experten dem für seinen streng christlichen Glauben bekannten Tebow durchaus eine politische Zukunft zutrauen, müssen sich die Amerikaner bei der diesjährigen Wahl noch zwischen dem demokratischen Präsidenten Barack Obama und dessen republikanischem Herausforderer Mitt Romney entscheiden. Viele Sportler werden den „Election Day“ mit großem Interesse verfolgen, auch wenn sich das Gros im Vorfeld öffentlich eher zurückgehalten hat. Victor Cruz war eine Ausnahme. Der Wide Receiver von NFL-Champion New York Giants steht zu Obama. „Ich bin halb Latino und es ist schon viel zu lange her, dass wir, wie jetzt, eine Stimme hatten und sich jemand um die Latino-Gesellschaft gekümmert hat“, so Cruz.

Viele andere Athleten indes schweigen. Denn der Wahlkampf kann sich durchaus als Falle oder Stolperstein erweisen, betont Politik-Beraterin Risa Heller: „Politik ist polarisierend. Ein Sportler, der auf Fans angewiesen ist, möchte womöglich nicht polarisieren.“ Als Paradebeispiel für den zurückhaltenden Superstar galt 1990 Michael Jordan. Der hatte sich damals konsequent geweigert, in North Carolina den farbigen Demokraten Harvey Gantt im Senatoren-Wahlkampf gegen Republikaner Jessie Helms zu unterstützen. Denn schließlich würden Republikaner auch seine Schuhe kaufen, so Jordan.

Diese Haltung hat das Basketball-Idol längst abgelegt. Als sich Obama 2004 um einen Senatoren-Sessel in Washington bewarb, unterstützte Jordan ihn mit einer 10 000-Dollar-Spende. Diesmal verhalf er ihm an einem Tag zu mehr als drei Millionen Dollar an Wahlkampfgeldern. Jordan nahm neben Olympiasieger Carmelo Anthony, Ex-NBA-Star Patrick Ewing und Liga-Boss David Stern im August an der Benefizveranstaltung „Obama's Classic“ in New York teil. Für einen Obolus von 5000 Dollar pro Person konnten geladene Gäste mit Jordan und Co. plaudern, essen und Basketball spielen. „Es ist sehr selten, dass ich zum einem Event komme und nur die fünft- oder sechstinteressanteste Person bin“, witzelte Obama.

Weitere prominente Befürworter des Amtsinhabers sind unter anderem Earvin „Magic“ Johnson, Muhammad Ali und LeBron James. Dass Obama vor allem bei den NBA-Profis vorne liegt, verwundert nicht. Zum einen ist er selbst passionierter Basketballer, zum anderen gilt Basketball als „Sport der Schwarzen“ und fast 80 Prozent der NBA-Profis sind farbig. Die Manager, Präsidenten oder Teambesitzer favorisieren indes Romney. Auch das kommt nicht überraschend, denn viele der Eigner sind Milliardäre, müssten unter Präsident Romney dennoch weitaus weniger Steuern zahlen als bei einer Wiederwahl Obamas.

Die Vereinsbesitzer der NFL, MLB, NBA und NHL haben zusammen fast zwei Millionen Dollar gespendet - 1,25 Millionen für Romney, 750 000 Millionen an Obama. Der größte Gönner war Gregory Maffei. Der Eigner des Baseball-Teams Atlanta Braves überwies 157500 Dollar an Romneys Kampagne. Die vier Besitzer der Los Angeles Dodgers, unter anderem Magic Johnson, ließen Obama 180 000 Dollar zukommen.

Doch egal, wer letztlich die kommenden vier Jahre im Weißen Haus sitzt, eine Tradition wird auf jeden Fall fortgesetzt: Der Präsident empfängt auch künftig die jeweiligen Meisterteams der vier Profiligen in seinem Amtssitz.

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