Nationalmannschaft: Frings ohne Illusion

Nationalmannschaft: Der Bundestrainer sieht eine Top-Leistung des Bremers. Und verlässt das Stadion.

Wolfsburg. Freude war das nicht, was sich im Gesicht des Bundestrainers ausdrückte. Wenn Joachim Löw zur Abwechslung einmal ein anderes Bundesliga-Stadion besucht als das in Stuttgart oder Freiburg, muss er meist Glanzleistungen derer zur Kenntnis nehmen, die in seiner Nationalmannschaft keine Rolle mehr spielen. Löw weilte am Samstag in Wolfsburg und sah beim 4:2 (1:2)-Erfolg des Pokalsiegers Werder Bremen beim Meister eine Gala von Torsten Frings.

Als Frings das 3:2 erzielt, regt sich im Gesicht des Bundestrainers: Nichts. Frings zeigte wieder ein starkes Spiel und warf neben der Personalie Kevin Kuranyi auch in seinem Fall die Frage auf, ob der Fußball-Bundestrainer bei seinem Kader für die WM in Südafrika ein gutes Händchen beweist. Kuranyi darf noch hoffen, Frings ist seit Januar ausgemustert. Entsprechend kommentierte Frings die Anwesenheit des Bundestrainers. "Es juckt mich nicht mehr, ob der Bundestrainer im Stadion ist", sagte Frings. "Wir wissen doch alle, dass es bei der Nominierung nicht nur nach Leistung geht. Daher hätte es auch gepasst, wenn er bereits vor meinem Tor das Stadion verlassen hätte." Man könne versichert sein, sagte Löw gestern, dass "wir klare Vorstellungen für die Positionen haben. Danach beurteilen wir Leistungen". Frings sei ein "hervorragender Charakter, ein Profi, der alles gibt".

Löw verließ das Stadion nach dem Treffer von Frings (63.). Bis dahin hatte er von Frings zudem schon einen verwandelten Foulelfmeter zum 1:1 (38.) gesehen, der Werder bei Gegentreffern durch Edin Dzeko (18.) und Grafite (39.) in der Spur hielt. Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs hoben den Stellenwert des Kapitäns hervor. "Torsten spielt eine starke Saison, mehr geht nicht", sagte Schaaf, und Allofs meinte: "Um zu sehen, auf welch hohem Niveau Torsten spielt, haben dem Bundestrainer heute auch 62Minuten gereicht." Frings macht sich aber keine Illusionen. "Wir sind nicht im Träumeland. Fakt ist, dass ich kein Nationalspieler mehr bin."

Das Schicksal von Frings beklagt insgeheim auch Jens Lehmann, der im ZDF die Tauglichkeit seines Nachfolgers René Adler anzweifelte. Der 25-jährige Torhüter von Bayer Leverkusen und der ebenfalls von Löw fest eingeplante Schalker Manuel Neuer (24) hätten zwar großes Potenzial, aber "man sieht, dass die Konstanz nicht so vorhanden ist. Konstanz sollte aber da sein", erklärte Lehmann. Für Adler werde es "schwierig" werden, denn eine WM sei "ein anderes Niveau", bemerkte Lehmann. "René, der wohl spielen wird, muss sich einfinden und gut organisieren. Aber das kann man nach drei oder vier Spielzeiten in der Bundesliga noch nicht so gut", sagte Lehmann.

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