Vettel tritt nach Ferraris Flaggen-Farce nicht nach

Graz (dpa) - Sachlich und auf sich selbst schauend: Sebastian Vettel ist sich auch in der Reaktion auf die Flaggen-Beschwerde von Ferrari treugeblieben. Im ersten Moment war er sich selbst nicht sicher.

Die Fans in Graz feierten ihn frenetisch.

Vettel hat sich auf keine verbale Revanche gegen Ferrari eingelassen. Entspannt erklärte der dreimalige Formel-1-Weltmeister in der Aula der Alten Universität von Graz, dass er im ersten Moment, als er mit dem aus Ferrari-Sicht umstrittenen Überholmanöver konfrontiert wurde, es selbst nicht mehr wusste. „Weil doch ziemlich viel passiert ist in dem Rennen“, sagte Vettel über den an Ereignissen kaum zu überbietenden Großen Preis von Brasilien am vergangenen Sonntag.

Nachdem der 25-Jährige nach dem ersten Telefonat eine Nacht darüber geschlafen hatte, griff er am nächsten Morgen umgehend wieder zum Hörer und versicherte seinem Teamchef Christian Horner: „Da war links ein Streckenposten, der die Grüne Flagge geschwenkt hat. 100 Prozent. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer.“

Ein Video vom Saisonfinale in Sao Paulo, wo er sich mit Rang sechs zum dritten Mal nacheinander zum Weltmeister gekrönt hatte, belegt Vettels Aussage. Ein anderes Video sollte indes als Beweis herhalten, dass der 25 Jahre alte Heppenheimer den Franzosen Jean-Eric Vergne vom Red-Bull-Schwesterteam in Runde vier angeblich verbotenerweise unter Gelben Flaggen passierte. „Was soll man dazu sagen? Im Nachhinein ist es, glaube ich, klar“, betonte Vettel, bevor er sich bei leichtem Niederschlag auf den Weg zu einem Showrun mit seinem Rennwagen vor Zehntausenden von Fans in der Grazer Innenstadt machte.

Der guten Laune tat das Intermezzo, mit dem Ferrari sich allerhöchstens noch ein paar mehr Kratzer in den roten Lack holte, bei Vettel keinen Abbruch. Bereitwillig erfüllte er die Interviewwünsche, bevor es auch noch auf die hauseigene Red-Bull-Strecke in Spielberg ging.

Die geschlagene Scuderia versuchte unterdessen, ihr Aufbegehren noch einmal zu rechtfertigen. „Wir hatten keine Absicht, den Verdienst des Titelgewinners zu schmälern“, sagte Teamchef Stefano Domenicali. Nachdem aber einiges im Internet die Runde gemacht habe, hätten sie den Internationalen Automobilverband FIA einfach um eine Klarstellung bitten müssen, meinte der Italiener. Sein Starpilot Fernando Alonso, dem Domenicali die Bestnote 10 im Gegensatz zum eigenen Team (7) gab, freute sich bereits auf das traditionelle Ferrari-Finale, um „unser bestes Jahr mit den Tifosi zu feiern“.

Er wird aber weiter damit leben müssen, dass Vettel seine WM-Party-Tour fortsetzt und schon an diesem Sonntag in London bei einer Preisverleihung im Mittelpunkt stehen wird. Am kommenden Freitag wird Vettel in Istanbul die WM-Trophäe in Empfang nehmen, nachdem die FIA am Freitag ein Machtwort in der Flaggen-Affäre gesprochen hatte: Alles war legal. „Die FIA hat alles im Griff, sie ist für das Reglement zuständig“, sagte Vettel: „Ich bin kein Schiedsrichter.“ Dafür aber der jüngste dreimalige Weltmeister in der Formel-1-Geschichte.

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