Sutil entschuldigt sich vor Gericht

München (dpa) - Noch bevor er dem Gericht den blutigen Disco-Streit schilderte, bat Adrian Sutil um Verzeihung. „Ich wollte mich persönlich entschuldigen“, sagte der wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagte Formel-1-Pilot unmittelbar nach Verlesung der Anklageschrift.

„Aber jetzt ist Herr Lux leider nicht im Raum“, bemerkte Sutil. Während er die folgenreiche Auseinandersetzung in Shanghai nach dem Großen Preis von China am 17. April 2011 aus seiner Sicht darstellte, wartete das vermeintliche Opfer außerhalb des Raums B177 des Münchner Amtsgerichts auf seine Aussage.

„Ich habe das niemals gewollt. Ich habe das auch schon versucht, zu erklären. Es tut mir wahnsinnig leid“, betonte Sutil am ersten von zwei geplanten Verhandlungstagen. Der Rennfahrer hatte bei dem Vorfall den Luxemburger Geschäftsmann Eric Lux mit einem Glas am Hals verletzt. Die Wunde musste damals mit mehreren Stichen genäht werden. Lux hat eine neun Zentimeter lange Narbe an der linken Halsseite zurückbehalten, nicht weit weg von der Halsschlagader.

Am Abend des ersten Prozesstags wollte sich Sutils Manager Manfred Zimmermann bei einem Treffen mit Lux noch einmal um eine außergerichtliche Einigung bemühen, wie Sutils Anwalt bestätigte. Zuvor hatte Zimmermann in seiner Aussage bekräftigt, Lux habe die Karriere des Piloten nach dem Vorfall zerstören wollen. Im Prinzip sei Sutil „schon tot“, habe Lux in einem Telefonat gedroht.

Doch was war nun passiert? Laut Sutil hatten er und sein Rennfahrer-Kollege Lewis Hamilton vom Manager des Clubs M1NT einen Platz zugeordnet bekommen. Hamilton hatte das Rennen ein paar Stunden zuvor gewonnen. In dem Club-Bereich hielt sich laut Sutil auch Lux mit einigen Gästen auf. Nachdem er den Inhalt eines Glases von einer Frau über die Hose bekommen hatte, habe sich diese wiederum bei Lux über seine Reaktion beschwert, erklärte Sutil. Lux sei daraufhin zu ihm gekommen und habe ihn gebeten, seine Gäste mit Respekt zu behandeln.

Der Mitinhaber des damaligen Lotus-Renault-Teams (mittlerweile nur Lotus) soll anschließend noch einmal zu Sutil gekommen sein und versucht haben, Sutil von einem Sofa zu ziehen. Nachdem Lux dabei laut Sutil kaum Abstand gehalten hatte, habe er ihn intuitiv weggestoßen, sagte Sutil. Wie es zu der Verletzung kam, ist dabei weiter unklar. Sutil hat aber nicht versucht, dem Luxemburger den Inhalt seines Glases in Gesicht zu schütten, wie vermutet worden war.

Weiteren Aufschluss über den Vorfall sollte eine Videoaufzeichnung des Clubs geben. Um eine bessere Auflösung zu gewährleisten, hatte Sutil-Manager Manfred Zimmermann sogar seinen eigenen Fernseher mitgebracht. Für die Zuschauer und Vielzahl an Medienvertretern waren die Bilder im Gerichtssaal allerdings nicht einsehbar.

Nichts gesehen hat damals schon nach eigenem Bekunden Kumpel Hamilton. Dies hat der Brite dem Gericht schriftlich hinterlegt. Sutil, der mit dunklem Anzug, weißem Hemd und lachsfarbener Krawatte erschien, reagierte darauf sichtlich überrascht. Hamilton hatte sich für den Prozess entschuldigt - der Ex-Weltmeister hat Termine seines Rennstalls McLaren.

Sutil beteuerte unterdessen, dass er sich mehrfach für den Vorfall bei Lux habe entschuldigen wollen. „Ein Anruf ist nicht gut genug“, erwiderte der Luxemburger allerdings. Er habe eine persönliche Entschuldigung direkt in Shanghai oder zumindest danach in Luxemburg erwartet. Dazu kam es aber erst in Brasilien beim Saisonfinale im vergangenen Jahr, das vorerst auch das letzte Rennen Sutils in der Formel 1 war. Trotz starker Leistungen wurde er bei Force India vor die Tür gesetzt und von Landsmann Nico Hülkenberg abgelöst.

Eine außergerichtliche Einigung mit Lux war nicht zustande gekommen. Sutil soll angeboten haben, ein Wohltätigkeitsprojekt des Luxemburgers in Afrika zu unterstützen. Der Geschäftsmann soll indes gefordert haben, dass Sutil einige Rennen aussetzt. Auch von einer zweistelligen Millionensumme war die Rede. Er habe aus Lux' Ecke gehört, dass man ihn zerstören und aus der Formel 1 bringen wolle, meinte Sutil. Ein Urteil könnte an diesem Dienstag fallen. In einem Strafbefehl war zunächst ein Jahr Haft auf Bewährung beantragt worden.

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