Rallye Monte Carlo: Ein Mythos in der Krise

Der Motorsport feiert sich — und die High Society feiert mit. Dabei gehört das Rennen nicht mehr zur WM.

Monte Carlo. Nicht alle sind schön, aber die meisten sind reich. Wer in Monaco lebt, hat meist auch fürstlich viel Geld. Nobelkarossen bestimmen das Stadtbild wie der Palast der Grimaldis. Zweimal im Jahr heulen aber noch ganz andere Motoren in Monaco auf: Dann wird der gerade mal zwei Quadratkilometer große Stadtstaat zum Mekka des Motorsports.

Die sogenannte „Monte“ gilt noch immer als Mutter aller Rallyes. Wer den Blick vom Strand aus ins Landesinnere richtet, wird sich das eher schwer vorstellen können. Hochhäuser türmen sich. Hier soll eine Rallye stattfinden? Ja — und das zu ihrem 100. Geburtstag, vom vergangenen Mittwoch noch bis Samstag.

Rückblende: Januar 1911. Rund 20 Teams machen sich damals auf den Weg nach Monaco. Vorbild sind die sogenannten Sternfahrten im Radrennsport. Man will auch im Winter die gut betuchte Gesellschaft ins Fürstentum lotsen. Schließlich wartet schon damals das berühmte Casino auf zahlungskräftiges und etwas verschwenderisches Publikum.

Den ersten Gesamtsieg holte sich vor 100 Jahren ein Franzose (Henri Louis Rougier). Zum unumstrittenen Regenten der Rallye Monte Carlo hatte es lange Zeit aber ein Deutscher gebracht: Walter Röhrl gewann die Kultveranstaltung viermal — und das mit vier verschiedenen Marken.

„Diese Rallye ist einfach die Krönung“, sagt Röhrl. Gefragt sind fahrerisches Können auf Schnee ebenso wie auf mediterranem Asphalt. Aber Röhrl kritisiert im „WDR“ auch die Entwicklung der Rallye: „Heute sind Mini-Rennen aneinandergereiht.“ Er erinnere sich an 1973, als er ins Oslo gestartet war und 6500 Kilometer absolvieren musste. Nun ist die Streckenlänge arg geschrumpft, deutsche Werksteams fehlen seit mehr als 20 Jahren. Von den 121 Startern in diesem Jahr kommen nur zwei Privatfahrer aus Deutschland. Die Monte findet in Deutschland im medialen Abseits statt.

Zum 100. Geburtstag der Rallye wurde die „Nacht der langen Messer“ wieder ins Programm genommen. Zudem begrenzten die Veranstalter die Teilnehmerzahl auf 100 Teams. Tradition muss schließlich gepflegt werden — weil die Gegenwart keine große sportliche Euphorie zulassen mag.

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