Pleiten-Klasse MotoGP: Deutsche warten seit 1974 auf Sieg

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Die MotoGP und Deutschland - das ist keine Erfolgsgeschichte. Wenn am Sonntag auf dem Sachsenring bei Hohenstein Ernstthal das Rennen der „Königsklasse“ gestartet wird, sind die Piloten des Gastgeberlandes außen vor.

Pleiten-Klasse MotoGP: Deutsche warten seit 1974 auf Sieg
Foto: dpa

Der Kahnbeinbruch von Stefan Bradl beim Grand Prix der Niederlande vor zwei Wochen erwies sich doch als zu kompliziert, als das der Zahlinger nun schon wieder hätte fahren können. Doch auch so wäre er nur Statist im Konzert der Großen um Valentino Rossi, Jorge Lorenzo und Marc Marquez gewesen.

Wie fast alle seiner Vorgänger. Seit mehr als 40 Jahren gelang es in der Motorrad-WM keinem deutschen Piloten, ein Rennen der 500 Kubikzentimeter-Klasse oder deren Nachfolger MotoGP zu gewinnen, geschweige denn einen Titel. Einziger deutscher Sieger war Edmund Czihak. Der damals 29-Jährige gewann 1974 den Deutschland-Grand-Prix auf dem Nürburgring vor drei Landsleuten. Die Top-Fahrer wegen mangelnder Sicherheit auf einen Start verzichteten.

Und das war's auch schon. Selbst der große Toni Mang war nicht in der höchsten Kategorie des Zweirad-Rennsportes erfolgreich, sondern holte seine Titel ausschließlich in der 250- und 350-Kubikzentimeter Kategorie.

In jüngster Zeit musste man sogar froh sein, wenn überhaupt ein Deutscher ganz oben mitfuhr. Nachdem der jetzige Eurosport-Experte Alexander Hofmann 2007 seine Karriere beendet hatte, dauerte es fünf Jahre, ehe mit dem damals frisch gekürten Moto2-Champion Bradl wieder eine schwarz-rot-goldenes Talent ganz oben anklopfte. Sein zweiter Platz beim Großen Preis von Laguna Seca 2013 war das beste Ergebnis, danach schrammte er immer mehr oder weniger an den Podestplätzen vorbei. Mit einer gravierenden Folge: Für diese Saison hat Bradl nur noch ein drittklassiges Motorrad zur Verfügung, mit dem kein Staat zu machen ist.

Ob sich Bradl unter diesen Bedingungen eine weitere MotoGP-Saison antut, kann durchaus bezweifelt werden. Immer mehr verdichten sich die Anzeichen, dass er in die Moto2 zurückkehrt und dort für eines der beiden deutschen Teams Dynavolt-IntactGP oder Leopard Racing startet. Er selbst wollte sich dazu nicht äußern, angesichts seiner Ausfallquote dürfte jedoch ein leistungsstärkeres MotoGP-Team mit Werksunterstützung kaum ein Auge auf ihn werfen.

Und von unten kommt nichts nach. Der Einzige, dem man einen schnellen Aufstieg gegenwärtig zutraut, ist Jonas Folger. Doch der zweifache Saisonsieger ist auch noch nicht konstant in seinen Leistungen. Bei mir hat noch kein MotoGP-Team angefragt“, sagte Folger.

Die beiden anderen Moto2-Piloten Marcel Schrötter und Sandro Cortese hat man gar nicht auf der Rechnung, zumal auch deren Leistungen kaum auffallen. Und Lust, das MotoGP-Feld aufzufüllen, haben beide nicht. „Da fahre ich lieber in der Moto2 um den Titel als in der MotoGP um Platz 14“, bemerkte Cortese, immerhin Moto3-Weltmeister von 2012. Und Schrötter fügte hinzu: „Es hat keinen Sinn, wenn man nur Material hat, mit dem man hinterherfährt. Es bleibt aber mein Ziel, irgendwann oben anzuklopfen.“

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