Der steinige Weg nach oben: Cortese tritt auf der Stelle

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - So hatte sich Sandro Cortese seine dritte Moto2-Saison nicht vorgestellt. Der 25-Jährige wollte beständig auf dem Podium stehen und bei der Vergabe des Motorrad-Weltmeisterschaftstitels in der mittleren Klasse ein ernstes Wort mitsprechen.

Der steinige Weg nach oben: Cortese tritt auf der Stelle
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Vor dem Heim-Grand Prix am Wochenende auf dem Sachsenring ist seine Bilanz aber alles andere als rosig: Platz 14 mit 30 Punkten, dreimal jenseits der besten 15 oder gar Komplettausfälle. „Keine Frage, ich bin alles andere als zufrieden“, sagt der Berkheimer ernüchtert.

Dabei war tatsächlich alles auf den nächsten Entwicklungsschritt ausgerichtet. Der Italo-Schwabe hat im Muskelbereich enorm zugelegt, wirkt bei nur 1,66 Meter Körpergröße austrainiert. Auch mental klappte es immer besser. Die ersten zwei Runden, bis zum Ende der vergangenen Saison die Achillesferse bei Corteses Rennauftritten, waren zuletzt kein Problem mehr. „Ich bin beim Start jetzt aggressiver, halte in den ersten Kurven besser dagegen. An Mut fehlt es ganz sicher nicht“, berichtet der Moto3-Champion von 2012.

Was derzeit fehlt, ist die Konstanz. „Wir haben im Team alle Mittel, müssen sie aber gemeinsam auf einen Punkt bringen. Das ist in so einer engen Klasse, wie sie die Moto2 darstellt, lebensnotwendig“, erzählt Cortese. In dem ein oder anderen Rennen, so unter anderem in Mugello, habe es fantastisch funktioniert. Doch dann gab es wieder Rückschläge. „Wenn 15 Fahrer gewinnen können, muss man schon im Training alles geben, um weit vorn zu stehen. Mit 99 Prozent gewinnst du keinen Blumentopf“, berichtet der Dauerbrenner der Motorrad-WM. Seit seinem Einstieg 2005 hat Cortese alle Rennen bestritten. Der Sachsenring-Grand Prix ist sein 177. Start in Serie.

Doch Cortese ist eben keiner, dem der Erfolg zufällt. Alles muss er sich hart erarbeiten. Für seinen ersten Podestplatz überhaupt in der damaligen 125-Kubikzentimeter-Klasse benötigte er vier Jahre, sein erster Grand Prix-Sieg gelang ihm erst 2011. Nach dem WM-Triumph 2012 und dem Umstieg in die Moto2-Klasse brauchte er erneut zwei Jahre, ehe er wieder auf das Treppchen klettern durfte. Auf einen Sieg wartet er noch immer. „Ich denke, wenn einmal ein richtiges Erfolgserlebnis da ist, kommt der Durchbruch. So wie 2011/2012. Wir sind nicht weit weg von den Spitzenpositionen“, macht sich der Berkheimer selbst Mut.

Seine Hoffnungen, schon bald in der „Königsklasse“ MotoGP zu starten, hat er zumindest schon einmal verschoben. „Dazu braucht man ein konkurrenzfähiges Motorrad, und das bekommen nur die Besten. Ich habe keine Lust, um Platz 14 zu kämpfen. Da fahre ich liebe weiter in der Moto2 um Siege“, erklärt Cortese. Gut möglich, dass dies in der neuen Saison mit einem Konkurrenten im eigenen, ursprünglich ausschließlich für ihn gegründeten, Dynavolt-Intact-Racing-Team passiert. „Zwei Fahrer sind sportlich sinnvoll, auch wenn ein Ein-Piloten-Team schön ist. Wer dann mit in der Box ist, ist mir egal. Hauptsache er hat mindestens das gleiche Niveau. Es würde, glaube ich, ein Schritt nach vorn sein“, berichtet der bislang letzte deutsche Weltmeister.

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