Kubicas Rallye-Unfall: Formel-1-Rückkehr ungewiss

Sein Hobby könnte Robert Kubica zum Verhängnis geworden sein. Der Formel-1-Pilot verunglückte am Sonntag bei einer Rallye in Italien schwer. Ob und wann er in die Königsklasse des Motorsport zurückkehrt, ist äußerst ungewiss.

Genua (dpa) - Nach einem schweren Rallye-Unfall bleibt Formel-1-Pilot Robert Kubica die zunächst befürchtete Handamputation erspart - der Pole muss aber um die Fortsetzung seiner Rennfahrer-Karriere bangen.

Gut einen Monat vor dem Saisonstart am 13. März in Bahrain hatte sich der Lotus-Renault-Fahrer bei dem Unfall in der Nähe von Genua am 6. Februar zahlreiche Bein- und Armbrüche zugezogen. In einer mehrstündigen Operation retteten die Ärzte danach die zertrümmerte rechte Hand.

„Die Chirurgen versuchen, die Funktionsfähigkeit der rechten Hand wieder herzustellen“, teilte Kubicas Manager Daniele Morelli mit. Zunächst seien die Knochenbrüche behandelt worden. Nun kümmerten sich die Ärzte um die verletzte Muskulatur. Kubicas Eltern seien bereits auf dem Weg zu ihrem Sohn. Der Pole schwebe nicht in Lebensgefahr, sagte ein Sprecher der Klinik Santa Corona in Pietra Ligure.

Kubica hatte schon in der Vergangenheit als Hobby-Pilot an mehreren Rallyes teilgenommen. Lotus Renault bestätigte den Unfall, machte aber zunächst keine Angaben zur Schwere der Verletzungen. Italienischen Medienberichten zufolge hatte der Rennstall seinem Fahrer den Start bei der Rallye in Italien genehmigt.

Kubica war nach Angaben von Augenzeugen bei der „Ronde di Andora“ am Steuer eines Skoda Fabia 2000 in der Gemeinde San Lorenzo auf nassem Asphalt ins Schleudern geraten und gegen eine Leitplanke gekracht. Diese bohrte sich in das Auto. Der Wagen schleuderte anschließend weiter und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen die Mauer einer Kirche. Die Polizei beschlagnahmte wie üblich in solchen Fällen das Auto, um es zu untersuchen. Die Rallye mit 115 Fahrern wurde unterbrochen.

Während sein Co-Pilot Jakub Gerber unverletzt aus dem Auto stieg, erlitt Kubica schwere Verletzungen. Rettungskräfte mussten den Polen aus dem Auto schneiden. Anschließend wurde er mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus Santa Corona nach Pietra Ligure gebracht. Kubica sei die ganze Zeit bei Bewusstsein gewesen, hieß es.

Neben mehreren Knochenbrüchen soll Kubica und auch innere Verletzungen erlitten haben. Bei der Operation sollten vor allem die inneren Blutungen gestoppt werden. Wegen der Handverletzung wurde ein Spezialist hinzugezogen.

Kubicas Rennfahrerkollegen reagierten betroffen: „Nach den schockierenden Meldungen des heutigen Tages sind meine Gedanken bei Dir und ich wünsche Dir eine schnelle Genesung“, schrieb Kubicas früherer Teamkollege beim BMW-Sauber-Rennstall, Nick Heidfeld, auf seiner Internetseite. „Es ist so traurig, was passiert ist! Ich bin in Gedanken bei Robert, wünsche ihm alles erdenklich Gute“, teilte Kubicas Rennfahrerkollege Timo Glock auf Facebook mit.

Noch wenige Tage zuvor hatte Kubica in Valencia zum Abschluss der ersten Formel-1-Testfahrten des Jahres die Bestzeit gefahren. Er und Lotus Renault galten als Geheimtipp für die kommende Weltmeisterschaft. Die nächsten Tests sind vom 10. Februar an in Jerez vorgesehen.

Der Pole gab am 6. August 2006 in Ungarn in einem BMW-Sauber sein Debüt in der Formel 1. Am 10. Juni 2007 überlebte er wie durch ein Wunder einen der spektakulärsten Formel-1-Crashs seit Jahren: Beim Grand Prix von Kanada in Montréal flog er im BMW-Sauber ab und überschlug sich mehrmals. Sein Auto wurde komplett zerstört, er blieb fast ohne Blessuren. Ein Jahr später holte er an gleicher Stätte im BMW-Sauber seinen ersten und bisher einzigen Grand-Prix-Sieg.

Wer ihn bei Lotus-Renault vorerst ersetzt, ist noch offen. Als Ersatzfahrer stehen der Franzose Romain Grosjean und der Brasilianer Bruno Senna zur Verfügung. Stammpilot neben Kubica ist der Russe Witali Petrow. Im vergangenen Jahr hatten sich die deutschen Fahrer Adrian Sutil, Nico Hülkenberg und Heidfeld Hoffnungen gemacht, Petrow bei Lotus Renault zu ersetzen.

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