Formel 1 Hamilton bleibt Monza-Sieger - Reifendruck-Zitterpartie

Monza (dpa) - Lewis Hamilton gab nach zweistündigem Zittern um seinen souveränen Sieg im Ferrari-Land mit einem breiten Grinsen und nach oben gestrecktem Daumen Entwarnung.

Formel 1: Hamilton bleibt Monza-Sieger - Reifendruck-Zitterpartie
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach von einer „großen Erleichterung“ nach dem Freispruch der Rennkommissare in Monza trotz eines zu geringen Drucks am linken Hinterreifen des britischen Formel-1-Weltmeisters. „Die Emotionen gingen rauf und runter“, räumte er nach dem bestätigten Triumph Hamiltons beim Großen Preis von Italien am Sonntag sichtlich mitgenommen ein.

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Hamilton war im Europa-Finale der Saison auf dem legendären Hochgeschwindigkeitskurs im Königlichen Park eine Klasse für sich. Bei seinem souveränen Start-und-Ziel-Sieg ließ der Formel-1-Champion Sebastian Vettel bei dessen Monza-Premiere im Ferrari keine Chance. Weil Nico Rosberg im zweiten Silberpfeil wegen eines spektakulären Motorschadens in der drittletzten von 53 Runden den scheinbar sicheren dritten Platz verlor, fuhr Felipe Massa im Williams noch völlig unerwartet aufs Podium.

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Dann begann bei Mercedes aber das große Zittern und Warten: Die Stewarts bemängelten bei Hamiltons linkem Hinterreifen ein Minus von 0,3 PSI gegenüber dem festgelegten Minimum von 19,5 PSI. Bei Rosberg waren es sogar 1,1 PSI, was aber wegen dessen späten Ausfalls letztendlich keine Rolle spielte. Fünf Minuten vor 18.00 Uhr kam dann die Entwarnung: „Keine weiteren Folgen“, lautete das Urteil der vier Stewards des Internationalen Automobilverbandes FIA nach eingehender Untersuchung und Anhörung von Mercedes.

Wolff versicherte, das Team habe exakt das seit Monza neu vorgeschriebene „Prozedere befolgt“. Unter Aufsicht eines Pirelli-Ingenieurs sei der Reifendruck gemessen worden. Als die FIA-Kontrolleure wenig später geprüft hätten, seien die Heizdecken vom Stromnetz abgeschaltet gewesen und der Druck deshalb an einem Reifen etwas gesunken. An den drei anderen Reifen an Hamiltons Wagen gab es keine Beanstandungen.

Als Konsequenz aus diesem Vorfall empfahlen die Stewarts, dass der Reifenlieferant und die FIA sich darauf verständigen sollten, dass die Messungen klar geregelt würden.

Hamilton hatte zuvor seinen dritten Sieg in Monza nach 2012 und 2014 gefeiert. „Das ist ein unglaublicher Tag“, sagte er auf dem Podest. Er ließ Vettel auf dem schnellen Kurs keine Chance und hatte den Vorsprung in den Schlussrunden noch einmal auf 25,042 Sekunden ausgebaut. Auf mehrfacher Geheiß der Teamleitung, die Hamilton bemerkenswerterweise bat, keine Nachfragen zu stellen. Später räumte Wolff ein: „Wir wollten einfach die größtmögliche Lücke rausholen für die verschiedensten Szenarien.“

Trotz der eigentlich klaren sportlichen Niederlage bejubelten auch die Tifosi Vettel enthusiastisch. „Das ist einer der emotionalsten Tage, die ich in der Formel 1 je hatte“, meinte er. Nico Hülkenberg durfte sich im Force India als Siebter noch über Punkte freuen.

Hamilton hat nach seinem siebten Saisonerfolg 252 Zähler auf dem Konto. Fast schon beiläufig gelang ihm an diesem Wochenende auch sein zweiter Grand Slam aus Sieg, Pole, schnellster Runde und alle Umläufe in Führung nach Malaysia 2014.

Der Vorsprung auf seinen schärfsten Rivalen Rosberg beträgt nun vor dem Übersee-Auftakt am 20. September in Singapur 53 Punkte. Vettel als WM-Dritten fehlten nach dem Europa-Finale 74 Zähler auf den Titelverteidiger.

Beim Start war ausgerechnet Vettels Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen von Platz zwei aus gar nicht vom Fleck weggekommen. Der Finne wurde durchgereicht. Rosberg musste um das Hindernis herumkurven und fiel von Rang vier auf sechs zurück. Vettel hingegen profitierte und ging hinter dem souveränen Hamilton als Zweiter in die erste Kurve.

Hamilton ließ mal wieder keine Zweifel an seiner Dominanz aufkommen. Nach dem 40. Karrieresieg liegt er nur noch einen Erfolg hinter Ayrton Senna und Vettel. Er kam einen Umlauf nach Vettel in Runde 27 an die Box, zog frische Reifen auf und setzte seine Solofahrt fort. Fast auf den Tag genau neun Jahre nach Michael Schumachers letztem Monza-Triumph für Ferrari schrumpften die Scuderia-Hoffnungen auf die Neuauflage mit einem deutschen Fahrer immer weiter.

In der Schlussphase machte sich Rosberg als Dritter auf die Jagd nach Vettel. Kurz vor dem Ende schlugen aus Rosbergs Wagen aber auf einmal Flammen - Platz drei für den Wiesbadener war futsch. „Am ganzen Wochenende ist schiefgelaufen, was nur schieflaufen konnte“, klagte Rosberg frustriert. „Für die WM ist das ein Desaster. Ich hätte Punkte aufholen müssen.“

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