Eiskalt: Vettel holt Pole in Chaos-Qualifikation

Spa-Francorchamps (dpa) - Blitz-Aus für Michael Schumacher, Last-Minute-Pole für Sebastian Vettel: Der Formel-1-Weltmeister und WM-Spitzenreiter hat in der chaotischen Qualifikation zum Großen Preis von Belgien seine Verfolger eiskalt ausgebremst.

Nachdem Kumpel Schumacher ausgerechnet bei seinem Jubiläum nach 67 Sekunden mit seinem Silberpfeil von der Strecke abgeflogen war, verwies der Heppenheimer Red-Bull-Pilot im regnerischen Spa-Francorchamps WM-Verfolger Lewis Hamilton im McLaren auf den zweiten Startplatz. Vettels Teamkollege Mark Webber konnte den Schwung eines neuen Vertrags für 2012 nicht nutzen, um seinen Stallrivalen zu überholen: Er kam an seinem 35. Geburtstag auf den dritten Platz.

Fünfter wurde Nico Rosberg im zweiten Mercedes. Für seinen Teamkollegen wurde es ein bitterer Tag. 20 Jahre nach seinem Formel-1-Debüt musste Schumacher seinen eigens für diesen Anlass lackierten Goldhelm nach kurzer Zeit schon wieder ablegen. „Ich kann niemandem einen Vorwurf machen“, sagte Schumacher, nachdem sich das rechte Hinterrad an seinem Mercedes gelöst hatte und er von der Strecke abgekommen war. Grund war wohl ein Defekt an einem Verschlussmechanismus. „Es ist eigentlich ein zuverlässiges System“, meinte Teamchef Ross Brawn.

Das System Vettel/Red Bull funktionierte unterdessen wieder mal einwandfrei, als es drauf ankam. Zum neunten Mal führte in der K.o.-Ausscheidung in dieser Saison kein Weg an ihm vorbei. „In der letzten Runde hab' ich soviel gepusht, wie es nur ging“, gab Vettel zu. „Alles in allem bin ich glücklich“, meinte der 24-Jährige, nachdem er die ersten beiden Durchgänge einfach nur überstehen wollte: „Es war ein bisschen eine Wundertüte.“

Am Ende habe alles gepasst, betonte der Heppenheimer, der mit seiner insgesamt 24. Pole Position auch mit dem dreimaligen Champion Niki Lauda gleichzog. „Er hat eine fantastische Runde hingelegt“, konstatierte Hamilton, der sich nur für wenige Sekunden als Pole-Mann fühlen durfte. Der Weltmeister von 2008 sowie Webber, die 88 und 85 Punkte in der WM-Wertung zurückliegen, hielten ihre Verfolger-Hoffnungen am Leben. „Wir wussten vorher nicht so ganz, wo wir stehen“, konstatierte Hamilton. Dagegen kassierten sein Stallrivale Jenson Button und Fernando Alonso im Ferrari als 13. und 8. empfindliche Rückschläge.

Am übelsten erwischte es aber Schumacher. Ausgerechnet auf der Strecke, die er längst zu seinem „Wohnzimmer“ ernannt hat. Kaum auf dem Kurs, löste sich am Mercedes ein Rad. „Es gab keinerlei Anzeichen“, sagte der siebenmalige Weltmeister, der seinen Silberpfeil nicht mehr auf der Strecke halten konnte. Schumacher krachte mit seinem „Dreirad“ in die Leitplanken und rutschte quer über die nasse Bahn. „Ich habe ja einige Erfahrung mit drei Rädern in Spa, aber die haben mir auch nicht gereicht“, meinte Schumacher scherzhaft - 1998 war er mit seinem Ferrari nach einer Kollision mit drei Rädern noch bis in die Box gefahren.

Diesmal ging es nicht weiter. „Es hat sich angefühlt, als wenn ich einen Schalter umgelegt habe und mir das Heck ausgebrochen ist“, sagte der Kerpener, der auf der Ardennen-Achterbahn am 25. August 1991 bei seinem ersten Formel-1-Rennen nur ein paar hundert Meter weit gekommen war.

Im zweiten Durchgang erwischte es auf der weiterhin nassen Strecke auch noch Landsmann Adrian Sutil. Ausgangs der legendären Eau Rouge flog er ab und raus. Sein Force India musste ebenfalls an den Abschlepphaken, der Fahrer gab umgehend Entwarnung. „Bei mir ist alles okay“, sagte Sutil. Die Enttäuschung sei aber schon groß. Er muss voraussichtlich von Platz 15 ins Rennen am Sonntag starten, Schumacher als Letzter. Timo Glock kam im Marussia Virgin auf Rang 20.

Eine beachtliche Vorstellung bot Bruno Senna, der das Cockpit von Nick Heidfeld bei Lotus Renault bekommen hatte. Der Neffe des 1994 tödlich verunglückten Ayrton Senna schaffte es auf Anhieb auf den siebten Platz. Teamkollege Witali Petrow reihte sich drei Ränge weiter hinten ein.

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