Moniz: Trainer für 13 Tage

Der Übergangstrainer des Hamburger SV kann in Fulham Geschichte schreiben.

London. Ricardo Moniz - an diesen Namen müssen sich die HSV-Fans erst noch gewöhnen. Ob der Übergangstrainer 13 oder 17 Tage im Amt sein wird, entscheidet sich am Donnerstagabend in London. Moniz könnte Geschichte schreiben, als Europapokalsieger mit dem kürzesten Verfallsdatum.

Er sagt selbst, dass er kein Mann für die erste Reihe sei. Kaum einer hatte den bisherigen Technik-Trainer, der seit knapp zwei Jahren in Diensten des HSV steht, richtig wahrgenommen. Erst jetzt, nach seiner überraschenden Berufung zum Übergangstrainer, tritt der 45-jährige Niederländer aus dem Schatten der Trainerbank, ohne freilich Glanz und Gloria zu versprühen.

"Trainer machen sich oft zu wichtig" sagt Moniz. Ob er im Sommer wie geplant zum Salzburger Red-Bull-Team von Dietmar Beiersdorfer wechseln wird, sei noch nicht klar. Dass er - egal welchen Erfolg er beim HSV haben wird - nicht auf den Posten des Chefsessels schielen würde, ist ihm zu glauben. "Er ist Fußball", sagt Verteidiger Dennis Aogo über den Mann mit der schwarzen Lockenpracht. Apropos Aogo: Wegen Magen-Darm-Beschwerden blieb er in Hamburg. Erst am Donnerstag soll entschieden werden, ob er nachreisen wird.

"Moniz soll die Prozente heraus kitzeln, die wir in den vergangenen Wochen nicht abgerufen haben." So lautet der Auftrag des nicht unumstrittenen HSV-Chefs Bernd Hoffmann, der selbst den Erfolg beim FC Fulham braucht, um aus der Schusslinie zu kommen.

Das 0:0 im Hinspiel lässt alle Chancen offen: Mit einem Sieg oder einem Unentschieden mit mindestens einem geschossenen Tor wäre der HSV im Endspiel am 12. Mai in Hamburg. Die zuletzt angeschlagenen Zé Roberto, Ruud van Nistelrooy und Guy Demel sind allesamt genesen.

Fulhams "Craven Cottage" ist nicht die allerfeinste Adresse im englischen Fußball. Hier, im Schatten des noblen FCChelsea trägt der FCFulham schon seit 1896 seine Heimspiele aus. In der Vergangenheit mit mäßigem Erfolg, trotz eines finanzkräftigen Eigentümers, denn seit 1996 gehört der Klub dem ägyptischen Milliardär Mohamed Al-Fayed, Besitzer des weltberühmten Londoner Kaufhauses "Harrods".

Der Klub machte schon in der Vergangenheit mit den Namen seiner Spieler wie Bobby Robson, Bobby Moore und Raufbold George Best mehr Schlagzeilen als durch seine sportlichen Leistungen. Zu mehr als Rang sieben in der Premier League und damit dem Erreichen der Qualifikationsrunde der Europa League reichte es bisher nicht.

Doch was Trainer Roy Hodgson und sein Team der international eher namenlosen Kicker - Damien Duff und Bobby Zamora gelten als die Stars - bisher aus dem Weg geräumt haben, ist vom Allerfeinsten: Zuletzt den VfL Wolfsburg, davor den italienischen Rekordmeister Juventus Turin und Schachtjor Donezk, immerhin Uefa-Cup-Sieger 2009.

Nur 25.000 Zuschauer finden im "Craven Cottage" Platz, sie sollen aber für einen Höllenlärm sorgen. "Mit dieser Atmosphäre muss der HSV erst einmal zurecht kommen", spekuliert Hodgson auf einen nervösen Gegner. Allerdings, und das ist aus Hamburger Sicht ein Hoffnungsschimmer: Immer wenn die Atmosphäre besonders hitzig war, schlug der HSV eiskalt zu: Bei Galatasaray Istanbul, bei Manchester City, bei Celtic Glasgo, in Eindhoven, Anderlecht und zuletzt in Lüttich. Außerdem sitzt mit Ricardo Moniz ein Intim-Kenner des englischen Fußballs auf der HSV-Bank: Er hat in England seinen Trainerschein erworben und bei den Tottenham Hotspurs unweit des "Craven Cottage" als Technik-Trainer gearbeitet.

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