Club „Athleten Deutschland“ Mehr Athleten-Autonomie geplant - DOSB fragt nach Sinn

Frankfurt/Main (dpa) - Offiziell hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bisher zur geplanten Gründung des Vereins „Athleten Deutschland“ am Sonntag in Köln geschwiegen.

In einem Brief von DOSB-Präsident Alfons Hörmann und dem Vorstandsvorsitzenden Michael Vesper an die Mitgliedsorganisationen wird das Unwohlsein über das Bestreben nach mehr Unabhängigkeit der Athleten mehr als deutlich. „Sportpolitisch ist zu fragen, was der eigentliche Sinn hinter dieser Initiative ist“, heißt es in dem Schreiben.

Mit dem nationalen Athleten-Club soll keine Abspaltung betrieben werden, sondern vor allen eine professionellere Interessenvertretung der Topsportler geschaffen werden. Während der DOSB und die Spitzenverbände über hauptamtliche Kräfte verfügen, müssen die Athletenvertreter ehrenamtlich zwischen Trainingseinheiten, Wettkämpfen und ohne Zuarbeit von Fachleuten sich mit Themen wie Leistungssportreform, Förderung oder Doping-Bekämpfung beschäftigen.

Da der Verein die Athletenkommission des DOSB nicht ersetzen, sondern deren Aufgaben nur unterstützen soll, entspreche „ein solches Konstrukt durchaus noch unserer Satzung und der IOC-Charta“, schreiben Hörmann und Vesper spröde. Dass die Athletenvertreter für eine Geschäftsstelle ihres Vereins mit drei Mitarbeitern und einem jährlichen Etat von 300 000 bis 400 000 Euro planen, wirft beim DOSB die Frage auf, „ob dies ggfs. andere Bereiche der Sportförderung negativ tangieren würde“.

Die stellvertretende Vorsitzende der DOSB-Athletenkommission, Silke Kassner, hält das „für Quatsch“. Deutschland sei ein erfolgreiches Land und könne sich eine solche finanzielle Stärkung leisten. „Die Politik hat das Problem verstanden“, sagte Kassner. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass sie das Geld erhalten: „Wir haben es aber durchgerechnet und können es begründen.“

Wie distanziert und kritisch der DOSB das Vereins-Projekt sieht, wird am Schluss des Briefes mehr als deutlich. Solange es bei der gemäß der Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und der DOSB-Satzung verankerten Aufgabendefinition der Athletenkommission bleibe, werde man eine „solche Initiative zumindest neutral oder auch gern unterstützend begleiten“, hieß es. Falls es jedoch zu einer „teilweisen Auslagerung in eine neue Struktur führen sollte, müssten wir uns schon aus formellen (Satzungs-)Gründen dagegen positionieren“.

Ohnehin könnte die Beteiligung von Athletenvertretern an der Formulierung von Nominierungskriterien für Olympische Spiele und andere Sportgroßereignisse „in keiner Weise“ von einem externen Verein übernommen werden, betonte der DOSB. Dies gelte auch für das Thema Leistungssportreform, das nicht durch „einen Verein geprägt und unabhängig vom organisierten Sport“ umgesetzt werden könne.

Nicht alle Adressaten des DOSB-Briefes teilen jedoch diese Skepsis. „Ich halte es grundsätzlich für einen richtigen Schritt, wenn Sportler sich zusammenschließen, um ihre Interessen zu vertreten, und persönlich verfolge ich diese Intention mit großer Sympathie“, sagte Prokop der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“.

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