Marco Pezzaiuoli: Bis zum Ja nur kurze Bedenkzeit

Joachim Löw und Matthias Sammer halten große Stücke auf den Rangnick-Nachfolger. Wie Rangnick lässt er offensiven und aggressiven Fußball spielen.

Hoffenheim. Der neue Trainer von 1899 Hoffenheim macht es einem nicht einfach. Wer seinen Namen schreiben will, muss sich sämtlicher Vokale des Alphabets bedienen. Pezzaiuoli heißt er. Marco Pezzaiuoli ist es gewohnt, dass sein Name für Irrungen und Wirrungen sorgt. „Das kenne ich seit der Grundschule. Ich bin da abgehärtet“, sagt er.

Was das A und O ist — der 42-Jährige weiß es. Auch auf dem Trainingsplatz. Dass Marco Pezzaiuoli der neue Chefcoach des Bundesligisten 1899 Hoffenheim ist, kommt nicht von ungefähr. Er gilt als Fußballfachmann. Als Talentförderer, der selbst von Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer in den höchsten Tönen gelobt wird.

Nach den Silvester- und Neujahrskrachern in Hoffenheim mit dem Aus von Trainer Ralf Rangnick mussten die Verantwortlichen nicht lange überlegen, wer die Nachfolge antreten würde. „Für mich war es eigentlich eine klare Geschichte“, sagt Manager Ernst Tanner. Er kenne Pezzaiuoli seit mehr als einem Jahrzehnt und habe seine Karriere aufmerksam verfolgt. „Und ich habe mich im Sommer vehement für seine Verpflichtung eingesetzt.“

Nun ist Marco Pezzaiuoli vom Co- zum Cheftrainer befördert worden. Über Nacht. Und rasend schnell. In seinem Urlaub mit der Familie habe er eine SMS erhalten, dass sich bei der TSG etwas getan habe — mit der Bitte, an Neujahr in die Geschäftsstelle zu kommen. Dort erfuhr er dann, was Sache ist und gab nach ein paar Stunden Bedenkzeit sein Ja-Wort. „Der Sonntag war dann ein heißer Tag“, sagt Pezzaiuoli.

Spurlos sind die Ereignisse der vergangenen Tage an niemandem vorübergegangen. Nicht an ihm. Nicht am Manager, und auch nicht an den Spielern, die Rangnick-Spieler sind. „Die Mannschaft war bedrückt. Das war emotional schwer“, berichtet der neue Coach, betont aber: „Man spürt auch eine gewisse Aufbruchstimmung. Die Spieler wollen auf dem eingeschlagenen Weg bleiben.“

Dass Pezzaiuoli den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortführen kann, davon ist er überzeugt. Wie Rangnick lässt er offensiven und aggressiven Fußball spielen. Die deutsche U17 führte er 2009 zum EM-Titel, mit den Suwon Samsung Bluewings wurde er 2004 südkoreanischer Meister.

An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht. Hat es noch nie. Bereits als 18-Jähriger sagte er: „Ich habe einen italienischen Vater, meine Mutter kommt aus den Niederlanden und ich wohne in Deutschland. Da sind die drei großen Fußball-Nationen vereint.“ Rangnicks Segen hat Pezzaiuoli jedenfalls. In einem Gespräch hat der alte Coach den neuen Coach bestärkt und ihm alles Gute gewünscht. Dass die Fußstapfen groß sind, weiß der Nachfolger.

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