Manipulation: Jetzt wird’s eng für Handball-Legende Schwenker

Worum es in der Kieler Bestechungsaffäre nach der Anklageschrift wirklich geht.

Kiel. Am späten Freitagnachmittag saß Uwe Schwenker in einem Wiener Restaurant, als ihn ein Anruf erreichte. Ob er etwas davon wisse, dass die Kieler Staatsanwaltschaft Anklage wegen Spielmanipulation von mindestens zehn Champions-League-Spielen gegen ihn und den ehemaligen Kieler Trainer Noka Serdarusic erheben werde?

Der ehemalige Manager des deutschen Handball-Rekordmeisters THWKiel verneinte. Knapp 24 Stunden später war der 50-Jährige schlauer.

Kai Thomsen war vorgeprescht. Der Sprecher des Landgerichts Kiel bestätigte den "Kieler Nachrichten" am Samstag, dass die Anklage-Akte von Staatsanwalt Axel Goos eingetroffen sei. Das hätte Thomsen besser nicht getan, denn er verstieß damit gegen die Richtlinien für das Strafverfahren, wonach erst die Beschuldigten informiert werden müssen - und danach die Öffentlichkeit.

Schwenkers Anwalt Harald Riettiens monierte einen "schweren Verfahrensfehler: Die Unschuldsvermutung von Herrn Schwenker ist durch diesen Vorgang massiv beeinträchtigt."

Schwenker, dem die Staatsanwaltschaft Betrug und Untreue vorwirft, ist psychisch angegriffen: "Klar, dass mich das berührt", meinte er. Der Kieler Konkurrent SG Flensburg-Handewitt kündigte gestern Regressforderungen an den Handball-Rekordmeister an.

Es gehe um eine "beträchtliche sechsstellige Summe", sagte Flensburgs Anwalt Thomas Summer. Grund: Das europäische Finale 2007 zwischen Kiel und Flensburg soll verschoben worden sein.

Zeuge der Anklage könnte ein alter Freund von Ex-Trainer Noka Serdarusic werden, der des Verdachts der Untreue beschuldigt wird: der Kroate Nenad Volarevic. Der 57 Jahre alte Versicherungsagent aus Zagreb soll vor dem Champions-League-Final-Rückspiel des THW gegen die SGFlensburg-Handewitt am 29. April 2007 mit Geld aus der THW-Kasse die polnischen Final-Schiedsrichter Miroslaw Baum und Marek Goralczyk gekauft haben.

Volarevic habe am 25. April 2007 vom THW Kiel 56400 Euro erhalten und sei zwei Tage später als Geldbote nach Warschau geflogen. Während Baum und Goralczyk den Vorgang bestreiten, berichtete "Spiegel Online", von Volarevic läge eine Selbstbezichtigung vor, die bei einem Anwalt deponiert sei.

Aber: In Kieler Justizkreisen gilt Volarevic als wenig seriöse Persönlichkeit. Der 57-Jährige ist ein alter Freund von Noka und Mirjana Serdarusic. Diese enge Verbindung könnte für Schwenker in einem Verfahren ein Problem darstellen.

Nicht nur der Hass von Mirjana Serdarusic, hervorgerufen Ende 2007 durch die Trennung Schwenkers von seiner mit Frau Serdarusic befreundeten Ehefrau Karin, scheint groß zu sein. Am Rande der Handball-EM sagte der mittlerweile als Nationaltrainer Sloweniens tätige Serdarusic: "Uwe Schwenker hat mich rausgeschmissen, schlechter kann man mich nicht aussehen lassen."

Hinzu kommt, dass Schwenker Mirjana Serdarusic gegenüber der Staatsanwaltschaft als "Zockerin" bezeichnet hat und damit unter anderem zwei Zahlungen aus dem Jahr 2008 an den Ex-Trainer in Höhe von 60.000 Euro begründete. Jene 56.000 Euro, mit denen Volarevic die polnischen Schiedsrichter geschmiert haben will, rechtfertigte Schwenker als Honorar für "Informationen und Tipps über Spieler".

Während in Kiel spekuliert wird, Serdarusic und Volarevic, der seinen Kumpel kaum belasten dürfte, wollten Schwenker endgültig vernichten, beteuert dieser seine Unschuld: "Ich weiß, dass ich nichts gemacht habe."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort